Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

In der Alarmphase wird der Sympathikus aktiv In der Alarmphase wird der Sympathikus aktiviert. Dies führt zur Ausschüttung von Stresshormonen (Adrenalin, Noradrenalin; siehe Begegnungen mit der Natur, Band 6) aus dem Nebennierenmark. Durch einen erhöhten Blutzufluss zu den Muskeln, demHerzen und demGehirn sowie durch eine bessere Durchlüftung der Lungen versetzen sie den Körper innerhalb von Sekunden bis Minuten in einen Zustand erhöhter Aktivität und Leistungsbereitschaft (siehe Abb. 1). Der amerikanische Physiologe Walter Cannon prägte für diese Phase den Begriff Fight-or-flight-Reaktion (Kampf-oder-Flucht-Reaktion). In der Widerstandsphase versucht der Körper, den Normal­ zustand wiederherzustellen Nach der kurzfristigen Alarmphase versucht der Körper durch Aktivwerden des Parasympathikus die Stresshormone wieder abzubauen und den Normalzustand herzustellen. Halten die Belastungen jedoch an, stimulieren Impulse aus dem Limbischen Systemdie Ausschüttung des Releasing-Hormons CRH aus demHypo­ thalamus, was eine vermehrte Abgabe von ACTH aus dem Hypophysenvorderlap­ pen und damit auch eine höhere Ausschüttung der Nebennierenrindenhormone ( Corticoide ) zur Folge hat. In der Erschöpfungsphase kommt es zu körperlichen Schädigungen Halten die Belastungen an, kommt es durch die übermäßige Ausschüttung der Corticoide zum Auftreten verschiedenster Symptome (siehe Abb. 2) und letzt­ endlich zu ernsthaften Langzeitschäden (siehe Abb. 4). Walter Cannon (1871–1945) gilt wie Hans Selye als Pionier der Stressforschung CRH Corticotropin-releasing Hormon siehe Band 6 ACTH Adrenocorticotropin; Hormon, das die Nebennierenrinde zur Bildung der Corticoide anregt Corticoide Glucocorticoide unterbinden ua. die Proteinsynthese und fördern den Eiweiß­ abbau, wodurch vermehrt freie Amino­ säuren ins Blut gelangen, die in der Leber zu Glucose umgebaut werden. Der Blutzuckerspiegel steigt dadurch an. Die Hemmung der Proteinsynthese ver­ ringert die Produktion der Antikörper, wodurch das Immunsystem geschwächt ist. Glucocorticoide wirken auch entzün­ dungshemmend. Mineralcorticoide veranlassen die Niere, vermehrt Natrium­ ionen undWasser zurückzuhalten, was Blutvolumen und Blutdruck erhöht. • erhöhte Reizbarkeit • Schlafstörungen • Angstzustände • Magenschmerzen (durch vermehrte Sekretion von Magensäure) • aufgeschwemmter Körper (durch erhöhte Natrium- und Wasserresorption in den Nieren) • sexuelle Unlust (durch verminderte Produktion der Sexualhormone) • Muskelkrämpfe (durch Verlust von Magnesium und Kalium) • erhöhte Anfälligkeit für Infektionen (durch die Drosselung des Immun­ systems) kurzfristige Stressantwort langfristige Stressantwort • Mobilisierung von Glucose durch den Abbau von Glykogen in der Leber • Blutdruckanstieg • Erhöhung der Atemfrequenz • Beschleunigung des Stoffwechsels • Drosselung des Blutflusses in den Verdauungsorganen und in den Nieren • verstärkter Blutfluss im Gehirn • verstärkte Resorption von Natriumionen undWasser • gesteigertes Blut­ volumen und Blutdruckanstieg • Abbau von Fetten und Proteinen und deren Umwandlung zu Glucose (Blut­ zuckerspiegel erhöht sich) • Drosselung des Immunsystems Stress als Überlebensstrategie 1  Funktion der Nebennieren bei Stress 2  Beispiele für Symptome, die bei Dauerstress auftreten können Selbst aktiv! 1. Wiederhole. Hormonsystem und Nervensystem – wodurch unter­ scheiden sich die beiden Nach­ richtenübermittlungssysteme? 2. Überlege, welchen biologischen Sinn hat das weitgehende „Abschalten“ von Verdauungs­ prozessen in Stresssituationen. 3. Vermute. Warum haben sich Stressreaktionen im Laufe der Evo­ lution bei allen höheren Tieren he­ rausgebildet und warum war für unsere Vorfahren der Stress Vor­ aussetzung für das Überleben? Arbeitsheft Seite 40 M Nebennieren- mark Rückenmark Stress ACTH Adrenalin Noradrenalin Hypothalamus CRH Hypophysen- vorderlappen Blutgefäß Nebennieren- rinde Mineralcorticoide Gluco- corticoide 135 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=