Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch
Es gibt verschiedene Theorien, wie sich der aufrechte Gang durchgesetzt hat Vor etwa zehn bis fünf Millionen Jahren führte eine Abkühlung des Klimas in Afrika zu einer Dezimierung der Waldgebiete, dem Lebensraum der Homininen . Die Savannenflächen nahmen zu. Die Nahrungssuche wurde damit schwieriger (größere Distanzen), die Gefahr vor Feinden im offenen Grasland größer. Die Vielfalt und Individuenzahl der Menschenaffen nahm ab, die Homininen zeigten die bessere Anpassung an die geänderten Bedingungen. Ein entschei- dendes Kriterium für ihre Entwicklung war der aufrechte Gang. Alle Homininen konnten auf zwei Beinen gehen, sie hatten dadurch die Hände frei, um Nahrung sammeln zu können. Möglicherweise gestattete der aufrechte Gang auch einen besseren Überblick in der Savanne. Durch die Zuhilfenahme der Hände bei der Ernährung erfolgte eine Reduktion der Kaumuskulatur und damit eine Um- bildung des Schädels. Diese so genannte Savannen-Hypothese wird allerdings aufgrund neuerer Fos- silienfunde seit Ende des 20. Jahrhunderts angezweifelt. Einer neueren Hypothese nach hat es die Zweibeinigkeit bereits gegeben, als die Klimaveränderung vor zehn bis fünf Millionen Jahren zu einer Ausdünnung des Regenwaldes führte. Während sich die Vorfahren der heutigen Schimpansen und Gorillas auf das Klettern in den Bäumen spezialisierten und dabei den Knöchel- gang entwickelten (der Knöchelgang ist den Kletterbewegungen der Tiere ähn- lich), nutzten die Homininen den Boden als Lebensraum, wo sie den aufrechten Gang perfektionierten. 78 Wo sind die Ursprünge des aufrechten Gangs zu suchen? 79 Rekonstruktion von Lucy 80 Schimpansen im Knöchelgang Selbst aktiv! Es gibt mehrere Hypothesen, war- um sich der aufrechte Gang entwi- ckelt hat. Informiere dich darüber. Stelle anschließend aufgrund eige- ner Überlegungen und Erkenntnisse deine eigene Hypothese auf. Homininen oder auch Hominini; Bezeichnung für die heute lebenden Menschen und alle Arten auf der Menschenlinie seit der Trennung von der Schimpansenlinie; die einzige heute noch lebende Art ist der Mensch Savannen-Hypothese Gegen diese Hypothese sprechen Fos silienfunde, die belegen, dass auch in Regionen, die früher bewaldet waren (und somit kein Selektionsdruck bestand) aufrecht gehende Homininen gelebt haben und es bereits vor der Trennung der Menschen- von der Schimpansenlinie Menschenaffen gegeben hat ( Oreopithe- cus ), die bereits an den aufrechten Gang angepasst, aber keine direkten Vorfahren des Menschen waren. Lucy, ein fossiler Zweibeiner Einer der bekanntesten fossilen Zweibeiner ist Lucy, ein ca. 3,2 Millionen Jahre altes Skelett einer zierlichen Frau, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Ver- wandtschaft unserer ältesten Vorfahren gehörte. Lucy, deren Skelettreste 1974 im Wüstengebiet des Afar-Dreiecks im südlichen Äthiopien gefunden wurden, wird heute der Art Australopithecus afarensis (siehe Seite 125) zugeordnet. Lucy hatte X-Beine und ging aufrecht, ihr Becken weist jedoch darauf hin, dass ihre Zweibeinigkeit noch nicht exakt menschlich war. Sie ging zwar besser als jeder Affe, aber nicht so gut wie ein heutiger Mensch. Wahrscheinlich verbrachte Lucy noch viel Zeit auf den Bäumen (Zum Schutz? Zur Nahrungssuche?). Hin weise dafür sind lange, gebogene Finger und Zehen. Zusätzlich sind die Arme im Verhältnis zu den Beinen viel länger als beim heutigen Menschen. Arbeitsheft Seite 38 M 122 Evolution Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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