Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

molekularbiologische bzw. physio- logische Belege Beim Präzipitintest (siehe Seite 114) stellt die Mensch-Mensch-Reaktion das mögli- cheMaximumdar: 100%. Die Reaktion des Anti-Human-Serums mit Schimpansen- Serum fällt schwächer aus. Im Laufe der Evolution veränderten sich das Schimpan- senblut und das des Menschen im Ver- hältnis zur potenziellen Übergangsform. Beim Orang-Utan ist die Reaktion viel schwächer. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Trennung der Orang- Utan-Linie von der Menschenlinie sehr viel früher stattgefunden hat als die der Schimpansenlinie. Hominiden werden gemeinsam mit den Kleinen Menschenaffen, den Gibbons, zu den Hominoiden (Menschenartigen) gezählt Primaten Herrentiere; zu ihnen zählen die Halbaffen (Lemuren und Loris) und die Höheren Primaten (zu denen ua. die Hominiden zählen) „molekulare Uhr” Über die Zahl der in einem bestimmten Zeitrahmen erfolgten Mutationen ist sich die Wissenschaft nicht einig. Die Angaben schwanken zwischen 0,7 % (115 Mutatio- nen) pro Million Jahren und 4 % (660 Mu- tationen) pro Million Jahren. Verfolgen mütterlicher Erblinien Eine väterliche Weitergabe der mtDNA erfolgt nur sehr selten. Wie sie genau funktioniert, ist noch nicht erforscht. 72  Die Abstammung des Menschen 73  Prozentuale Unterschiede der Basenpaare bei den Hominiden Die Erforschung der Stammesgeschichte des Menschen Den Arm ausgestreckt über den Kopf nach hinten zu heben (so wie es eine Tennis- spielerin bzw. ein Tennisspieler beim Service macht) ist eine Bewegung, die wir nur deshalb vollführen können, weil unsere Vorfahren damit einen Bewegungs­ ablauf entwickelt hatten, der ihnen zum Überleben verhalf. Nur wenige Arten zeigen diese Fähigkeit. Am besten wird sie von den in Asien lebenden Gibbons beherrscht. Aber auch der Orang-Utan (Asien) und die in Afrika lebenden Schim- pansen, Bonobos (Zwergschimpansen) und Gorillas können den Arm auf diese besondereWeise über den Kopf strecken, einVerhalten, das sich ursprünglich beim Schwingen in den Bäumen entwickelte. Diese Ähnlichkeit zwischen Mensch und Affe deutet auf eine nahe Verwandtschaft hin. Charles Darwin, der dieseVerwandtschaft erkannte, wurde für diese Ansicht massiv verspottet – dieVerwandtschaft mit den Affenwurde als Angriff gegen diemensch- licheWürde gesehen. Die afrikanischen Menschenaffen – unsere nächsten Verwandten Fossilien und molekularbiologische bzw. physiologische Belege weisen auf eine sehr enge Verwandtschaft des Menschen mit den übrigen Menschenaffen hin. So werden nach heutigen Erkenntnissen die Menschen gemeinsam mit dem Orang-Utan, Gorilla, Schimpanse und Bonobo zu den Großen Menschenaffen, den Hominiden , gezählt. Die afrikanischen Menschenaffen zählen dabei als un- sere nächsten Verwandten. Die Hominiden werden in die Ordnung der Primaten eingegliedert. Mitochondriale DNA eignet sich für die Erstellung einer „molekularen Uhr“ besser als Zellkern-DNA Die Untersuchung der DNA von Affen und Mensch lässt vermuten, dass sich die Menschen- von der Schimpansenlinie vor fünf bis sieben Millionen Jahren trenn- te. Die Gorillalinie spaltete sich vor neun bis zehn Millionen Jahren ab. Für diese DNA-Untersuchungen verwenden Genetikerinnen bzw. Genetiker nicht die DNA aus den Zellkernen, sondern die dafür besser geeignete DNA aus Mitochondrien (mtDNA; siehe Seite 79). Da sie nur aus 37 Genen besteht, lässt sie sich einfacher untersuchen. In einem bestimmten Genabschnitt finden in relativ konstanten Zeitabständen Mutationen statt, die jedoch wirkungslos bleiben (ändern nichts an der Funktion der Mitochondrien) und somit durch Selektion nicht entfernt werden. Die Anzahl der Abweichungen in der mtDNA, durch die sich zwei Arten unterscheiden, spiegeln also die Zeitdauer wider, die seit der Trennung der beiden Arten vergangen ist („ molekulare Uhr “). Da die Mitochondrien konstant nur mütterlicherseits vererbt werden, dient die mtDNA-Analyse nur zum Verfolgen mütterlicher Erblinien . 5 Mio. –7 Mio. Jahre 9 Mio. –10 Mio. Jahre 15 Mio. Jahre 1,2% 1,6% 3,1% Orang- Utan Gorilla Mensch Bonobo Schimpanse Orang- Utan Gorilla Mensch Bonobo Schimpanse Selbst aktiv! Recherchiere die Verwandtschafts­ verhältnisse der Primaten und erstelle dazu einen groben Stamm- baum. 71  Charles Darwin als Affe; Karikatur aus dem Jahr 1871 Arbeitsheft Seite 38 M 120 Evolution Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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