Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch
Isolation bewirkt, dass sich die Individuen zweier Population bzw. innerhalb einer Popula tion nicht mehr miteinander fortpflanzen können und damit der Genfluss (Austausch genetischen Materials) unterbrochen ist. letzte Kaltzeit in Europa begann vor etwa 110 000 und endete vor etwa 10 000 Jahren Genpool Jedes Individuum (Klone ausgenommen) unterscheidet sich in seinem Genotypus von allen anderen. Die Gesamtheit aller Gene der Individuen einer Population bezeichnet man als Genpool. Unterarten Individuen können sich noch miteinander fortpflanzen und dabei fruchtbare Nach- kommen hervorbringen Nebel- und Rabenkrähe Aus der Aaskrähe entwickelte sich als Folge der Kaltzeit im Norden undWesten Europas die schwarze Rabenkrähe und im Südosten die schwarz-graue Nebelkrähe. Im Grenzgebiet (siehe Abb. 19) über- schneiden sich die Populationen und es kommt vor, dass sie sich kreuzen und fruchtbare Mischlinge hervorbringen. Aus diesem Grund wurden Nebel- und Rabenkrähe bis vor einiger Zeit noch als zwei Unterarten der Aaskrähe betrachtet. Allerdings werden bei der Paarung gleiche Tiere bevorzugt, was dazu beigetragen hat, dass die Vögel mittlerweile eher als zwei verschiedene Arten gesehen werden. Isolation kann auch durch klimatische Veränderungen entstehen Auch andere Faktoren, wie etwa klimatische Veränderungen, können Isolation bewirken. So wurden beispielsweise durch die Vorstöße des Inlandeises während der letztenKaltzeit inEuropa Tier- und Pflanzenpopulationen in östliche undwest- liche Teilpopulationen getrennt, wodurch der Genfluss unterbrochen war (siehe Abb. 20). Die Teilpopulationen entwickelten sich unabhängig voneinander weiter, die Genpools veränderten sich, es entstanden zunächst Unterarten (Tierrassen). Nach dem Rückzug der Gletscher trafen sich lange Zeit voneinander getrennte Populationen wieder. Einige von ihnen vermischten sich nicht mehr, der Genfluss blieb somit unterbrochen (zB Grau- und Grünspecht; siehe Abb. 23 und 24) und Artaufspaltung fand dadurch statt. Auch gab es andere Unterarten, die sich teil weise wieder untereinander kreuzten, wie es anfänglich bei der Nebel- und der Rabenkrähe (siehe Abb. 21 und 22) der Fall war. 19 Verbreitungsgebiet von Nebel- und Rabenkrähe dunkelgrün: Verbreitungsgebiet Rabenkrähe, beige: Verbreitungsgebiet Nebelkrähe, hellgrün: Vermischungsgebiet von Raben- und Nebel krähe an der Verbreitungsgrenze der beiden Unterarten Weitere Isolationsmechanismen sind die zeitliche-, die verhaltensbedingte- und die genetische Isolation Haben verwandte Arten zeitlich unterschiedliche Fortpflanzungsperioden, spricht man von einer jahreszeitlichen Isolation. Grasfrösche beispielsweise laichen zwi- schen Ende Februar und Anfang April, während bei Wasserfröschen die Laichzeit von Ende Mai bis Anfang Juni stattfindet. Ganz bestimmte, für eine Art typische Verhaltensweisen stellen ebenfalls Fort pflanzungsbarrieren unter nah verwandten Tierarten dar (Verhaltensisolation). So senden zumBeispiel dieMännchen verschiedener Leuchtkäferarten ihrenweib- lichen Artgenossen ganz bestimmte Blinkmuster. DieWeibchen blinken nur auf die für ihre Art charakteristischen Signale zurück und locken damit die Männchen an. Artbildung ist auch in Folge einer genetischen Isolation möglich. Ein Beispiel hierfür sind die Nachtkerze Oenothera lamarckiana (2n = 14) und die Mutante Oenothera gigas (Gigantische Nachtkerze, 4n = 28). Eine Kreuzung der polyploiden mit der diploiden Art ist nicht mehr möglich. 21 Rabenkrähe 22 Nebelkrähe 20 Trennung von Genpools 23 Grünspecht: spezialisiert auf Ameisen, hält sich daher viel am Erdboden auf 24 Grauspecht: hält sich häufig an Baum- stämmen auf und sucht dort baum bewohnende Insekten und deren Larven Arbeitsheft Seite 35 M 106 Evolution Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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