Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch
Künstliche Selektion bewirkt eine rasche Veränderung der Population Hinweise dafür, dass die Selektion wesentliche Veränderungen in einer Popula tion hervorrufen kann, fand Darwin bei der Züchtung von Pflanzen und Tieren ( künstliche Selektion ). Da sich durch die künstliche Selektion so viele Verände- rungen in einem relativ kurzen Zeitraum erzielen lassen, schloss Darwin daraus, dass durch die natürliche Selektion über hunderte bis tausende Generationen ein Wandel der Arten stattfindet. Population Gesamtheit der Individuen einer Art, die in einem bestimmten Gebiet wohnt und sich untereinander fruchtbar kreuzt künstliche Selektion vom Menschen gesteuerte Zuchtwahl (siehe Seite 74 ff) Art Gruppe von Lebewesen, die in den we- sentlichen Merkmalen übereinstimmen und miteinander fruchtbare Nachkommen haben können On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life „Von der Entstehung der Arten mit Hilfe der natürlichen Zuchtwahl oder Die Erhaltung von bevorzugten Rassen im Kampf ums Dasein“ (veröffentlicht 1859), Kurztitel: „The Origin of Species“ Sozialdarwinismus Anwendung der von Darwin in Bezug auf die Tier- und Pflanzenwelt formulierten Evolutionstheorie auf den Menschen: Menschen sind von Natur aus nicht gleich, nur die Stärksten bzw. Anpassungsfähigs- ten können sich im gesellschaftlichen Konkurrenzkampf durchsetzen („survival of the fittest“), während die Schwachen bzw. Nicht-Anpassungsfähigen auf der Strecke bleiben („Natural Selection“). Der Sozialdarwinismus war auch eine Grundlage der„Rassenhygiene“ im 19. und 20. Jahrhundert (siehe Seite 60 f). In manchen Kreisen dienen sozial darwinistische Positionen leider auch noch heute zur Rechtfertigung bestehen- der gesellschaftlicher und wirtschaft licher Verhältnisse. Kommentkämpfe Kampfverhalten zB um das Revier, ein Weibchen, einen Platz in der Rang ordnung ohne Tötungsabsicht Konkurrenz Tierarten, die identische ökologische An- sprüche stellen, schließen einander aus. Sie treten in Konkurrenz − die konkurrenz- stärkere behauptet sich. Die konkurrenz- schwächere wird abgedrängt oder stirbt aus (Konkurrenzausschlussprinzip; siehe Begegnungen mit der Natur, Band 6). Darwins Gedanke„Survival of the fittest“ führte zu Falsch- interpretationen Die wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Reise fasste Darwin in mehreren Büchern zusammen. Formulierungen wie „struggle for life“ (Kampf ums Dasein) und „survival of the fittest“ (Überleben der Tauglichsten) in einem seiner Haupt- werke („ On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Pre- servation of Favoured Races in the Struggle for Life “) machten es für viele schwer, die Darwin’sche Evolutionstheorie (später im Sinne eines Naturprinzips als Darwinismus bezeichnet) zu akzeptieren. Würde man nicht gleichzeitig da- mit akzeptieren, dass Brutalität, die Unterdrückung bis hin zur Vernichtung des Schwachen durch den Starken natürlich ist? Wäre der Kampf ums Dasein die Voraussetzung für die Entstehung des Lebens, so wären doch eigentlich Bruta lität, Unterdrückung und Vernichtung völlig normal!? In der Ära des Nationalsozialismus wurde der Darwinismus fälschlich auf diese Weise ausgelegt ( Sozialdarwinismus ). Dass Darwin leider hier falsch interpretiert wird, ist einfach zu beweisen. Das Ausrotten zwischen Artgenossen, wie es im Krieg unter anderem der Fall ist, gibt es in der Natur nicht. Es kommt nur zu Kommentkämpfen (siehe Begegnungen mit der Natur 6), bei dem das Töten des Gegners ausgeschlossen ist – der Schwä- chere darf ungehindert fliehen, wenn er aufgibt. Darwin versteht unter dem Kampf ums Dasein die Konkurrenz , durch bessere Angepasstheit in der Umwelt bestehen zu können, und nicht das gegenseitige Umbringen. 10 Beispiel für eine künstliche Selektion: Aus demWildkohl sind durch Auslese von Individuen mit erwünschtenMerkmalen die unterschiedlichen Gemüsesorten entstanden Grünkohl verdickte Blätter Kohlsprossen extrem gestauchte Seitentriebe Weißkraut gestauchte Spross achse, verdickte Blätter Karfiol gestauchter, verdickter Blütenstand Kohlrabi gestauchte, verdickte Sprossachse Wildkohl ( Brassica oleracea ) 11 Kommentkampf bei Rothirschen Arbeitsheft Seite 30, 31, 32, 35 M 103 Charles Darwin – ein Revolutionär der Biologie Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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