Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch
Charles Darwin – ein Revolutionär der Biologie Auch der britische Naturforscher Charles Darwin war ein Anhänger der Ab stammungslehre. Im Gegensatz zu den anderen Evolutionisten erkannte er aber die Mechanismen der Evolution. Grundlage dafür war eine fast fünf Jahre an dauernde Reise um dieWelt: Als Darwin sein Theologiestudium 1831 abgeschlossen hatte und ihm der Beruf als Geistlicher der Anglikanischen Kirche offen stand, nahm sein Leben eine ent- scheidende Wende. Auf Empfehlungen seines ehemaligen Botanikprofessors und späteren Freundes John Steven Henslow (1796–1861) erhielt er die Möglichkeit, als naturwissenschaftlicher Begleiter an einer Weltumseglung auf einem Ver messungsschiff der britischen Marine, der Beagle, teilzunehmen. Darwins Reise lieferte die Erkenntnisse zur Evolutionstheorie Eine grundlegende Erkenntnis Darwins war, dass sich Lebewesen stärker ver- mehren, als dies für die Erhaltung der Art notwendig wäre ( Überproduktion ). Bei der Frage, welche Faktoren dafür entscheidend sind, welche Nachkommen überleben, kam Darwin zu dem Schluss, dass zwischen den Nachkommen ge- ringfügige individuelle Unterschiede bestehen ( Variabilität ). Diese sind zufällig entstanden und können erblich sein. Es kann zum Beispiel sein, dass ein Stieglitz besser fliegen kann, während der andere wiederum eine Futterquelle besser ausnützen kann. Individuen, die irgendeine Verbesserung der Anpassung an ihre Umwelt darstellen, haben die größere Chance zu überleben, wieder Junge aufzuziehen und ihre „besseren” Eigenschaften an die Jungen weiterzugeben ( natürliche Selektion ). Somit ist nach Darwin der Verlauf der Evolution, durch das Zusammenspiel von Variabilität und natürlicher Selektion erklärbar. Charles Darwin (1809–1882); entstammte einer wohl habenden und angesehenen Ärztefamilie. Der eher durchschnittliche Schüler sollte nach alter Familientradition Medizin stu- dieren. Nachdem er aber bei einer Opera- tion, die an einem Kind ohne Narkose durchgeführt wurde, zusehen musste, brach er 1827 das Medizinstudium ab („Ich lief davon, ehe die Operation zu Ende war.“) und begann auf Wunsch seines Vaters mit dem Studium der Theologie. Sein wirkliches Interesse galt jedoch biologischen Fragestellungen. Überproduktion Ein Stieglitzpärchen hat zB pro Jahr rund zehn Nachkommen. Stieglitze werden etwa drei Jahre alt. Im Laufe seines Lebens produziert ein Stieglitzpärchen also 30 Nachkommen. Dies müsste bedeuten, dass die Größe der Stieglitz population zunimmt. Tatsächlich aber bleibt die Populationsgröße etwa konstant. Das heißt, dass von den 30 Jun- gen nur zwei überleben, 28 kommen um. Variabilität Verschiedenartigkeit und Veränderlichkeit des Phänotyps durch Umwelteinflüsse oder durch die Veränderungen im Erbgut (durch Rekombination und Mutation) Darwin selbst, der von Mutation und Re- kombination noch nichts wusste, konnte das Entstehen der Variationen nicht wirk- lich erklären und übernahm deshalb die Annahme Lamarcks: die Erblichkeit er- worbener Eigenschaften. variabilis (lat.) = veränderlich natürliche Selektion natürliche Zuchtwahl; Auswahl durch die Umwelt „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Arten nicht unveränderlich, sondern dass die zu einer Gattung gehörenden die Nachkommen anderer, meist schon erloschener Arten, und dass die anerkannten Varietäten einer bestimmten Art Nachkommen dieser sind. Und ebenso fest bin ich überzeugt, dass die natürliche Zuchtwahl das wichtigste, wenn auch nicht das einzige Mittel der Abänderung war.” 6 Charles Darwin 8 Stieglitz; nur zwei von 30 Jungen überleben 9 Zitat Darwins aus seinemWerk „The Origin of Species“ 7 Darwins Reise mit der Beagle Neuseeland 21.12.1835 Sidney 12.1.1836 Mauritius 30.4.1836 Kapstadt 1.6.1836 Ascension 20.7.1836 Kanarische Inseln 6.2.1832 Plymouth Abreise 27.12.1831 St. Paul 16.2.1832 Falklandinseln 1.3.1833 Tahiti 15.11.1835 Galapagos 16.9.– 20.10.1835 Arbeitsheft Seite 30, 31, 32, 35 M 102 Evolution Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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