Begegnungen mit der Natur 8, Schulbuch

Die Entwicklung der Lebewesen erfolgte stufenweise In seinem Werk „Über die gemeinsame Abstammung von Vorfahren“ (1766) wies Georges de Buffon unter anderem darauf hin, dass die Entwicklung der Lebewesen stufenweise, über lange Zeiträume hinweg erfolgte. Er war damit ein wichtiger Wegbereiter für die Deszendenztheorie . Die Veränderung der Arten war Buffons Meinung nach umweltbedingt. Diesen Gedanken griff einer seiner Schüler, Jean-Baptiste de Lamarck , auf, verfolgte ihn weiter und entwickelte die „Theorie der Vererbung erworbener Eigenschaften“. Sie besagt, dass jede Art ein inneres Bedürfnis nach vollkom­ mener Harmonie mit ihrer Umgebung (Umwelt) hat. Da sich diese Umgebung immer wieder verändert, muss sich auch die Art verändern. Tut sie das nicht, besteht die Gefahr, dass sie ausstirbt. Die Anpassung der Lebewesen an ihre Um- welt erfolgt durch Gebrauch oder Nichtgebrauch von Organen. Organe, die in einer bestimmten Umwelt nicht gebraucht werden, verkümmern, regelmäßig gebrauchte Organe werden gestärkt. Diese individuellen Anpassungen an die Umweltbedingungen werden an die Nachkommen vererbt. Das bekannteste Beispiel, an dem Lamarcks Theorie der Vererbung individuell erworbener Eigenschaften anschaulich demonstriert wer- den kann, ist eine Hypothese zur Entwicklung der Langhalsgiraffen: Tatsächlich hatten die Urformen der heute lebenden Giraffen kurze Hälse (siehe Abb. 4a). Nach Lamarcks Theorie waren sie aufgrund der Nahrungskonkurrenz durch andere Tierarten gezwungen, neue Nahrungsquellen zu erschließen. So begannen sie, ihre Hälse zu strecken, um an die Blätter von Bäumen heranzu- kommen (siehe Abb. 4b). Durch das ständige Strecken wurden ihre Hälse etwas länger – eine Eigenschaft, die sie an ihre Nachkommen vererbten. Die nächste Generation kam also bereits mit etwas längeren Hälsen zur Welt (siehe Abb. 4c). Und auch diese Giraffen streckten sich wieder, um noch höher befindliche Blätter zu erreichen (siehe Abb. 4d). Über viele Generationen hinweg entwickelte sich so allmählich die heutige Langhalsgiraffe. Konstanz der Arten oder Evolution? 1  Carl von Linné 2  Georges Baron de Cuvier 3  Georges de Buffon 4  Lamarcks Theorie der Vererbung individuell erworbener Eigenschaften 5  Jean-Baptiste de Lamarck Georges de Buffon (1707–1788), Pariser Naturforscher; entwickelte ua. die Theorie, dass die Erde durch einen Zusammenstoß eines Kometen mit der Sonne entstanden sei und sich die ersten Lebewesen im Meer entwickelt hätten. Buffon war auch davon überzeugt, dass Menschen und Affen einer natürlichen Familie angehören. Deszendenztheorie Abstammungslehre; besagt, dass die heutigen, teilweise hoch entwickelten Lebewesen von einfacheren, in früheren Epochen der Erdgeschichte lebenden Vorfahren abstammen, die wiederum selbst von einfacheren Formen früherer Erdzeitalter abstammen u.s.w. So gehen letztendlich alle Lebewesen auf eine oder nur wenige Urformen zurück und sind deshalb auch mehr oder weniger miteinander verwandt. descendere (lat.) = herabsteigen Jean-Baptiste de Lamarck (1744–1829), war ein französischer Botaniker und Zoologe; er prägte den Begriff Biologie Arbeitsheft Seite 30, 32 M 101 Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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