Lasso Lesebuch 3, Schulbuch
Wie es früher war 101 BiSt P Die Kinder können Informationen aus literarischen Texten sowie aus Sach- und Ge- brauchstexten entnehmen; Informationen aus Texten miteinander vergleichen; Arbeits- techniken und Lesestrategien zur Texterschließung anwenden. Als ich in die Schule ging, waren alle Kinder von der ersten bis zu vierten Klasse in einem Raum. Wir waren oft 70 Kinder oder mehr. Es gab auch nur einen Lehrer, der uns alle unterrichtete. Während die einen beispielsweise das Schön- schreiben übten, rechneten die anderen mit dem Lehrer. Deshalb mussten wir immer ganz still und brav sein. Auch in der Pause mussten wir leise sein. In unserem Klassenzimmer war keine Zentralheizung. Es gab einen Ofen, der mit Holz oder Kohle geheizt werden musste. Und dann war es so, dass es nur die Kinder, die in der Nähe des Ofens saßen, schön warm hatten. Mein Platz aber war oft in der Nähe der Fenster und weit weg vom Ofen. Dafür mussten aber die Kinder beim Ofen den Ruß weg- kehren, denn unser Klassenzimmer sollte immer ganz sauber sein. Einmal hat der Stoißer Michi einen Apfelbutzen unter seinem Pult liegen lassen. Da war aber was los! Unser Lehrer hat furchtbar mit ihm geschimpft und dann musste er eine Stunde lang auf einem Holzscheit knien. Aber streng war der Lehrer sowieso. Da hat sich keiner zu schwätzen getraut. Der Lechner Franzi hat meist nicht so gut aufgepasst, weil er immer so müd’ von der Arbeit daheim auf dem Hof war. Und die Haus- übung vergaß er auch oft. Er musste dann zur Strafe die Hände aus- strecken und der Lehrer schlug mit einem Stock oder einer Rute zu. Und die Hinterbrandner Vroni musste oft in der Ecke stehen, weil sie sich nicht ordentlich gewaschen oder Löcher in den Strümpfen hatte. Wir waren fast wie dressierte Affen, so haben wir uns vor den Strafen gefürchtet. Wenn der Lehrer oder ein anderer Erwachsener ins Klassen- zimmer kam, standen wir sofort auf und sagten im Chor „Grüß Gott“. Frech zum Lehrer war von uns keiner. Und wenn einer mal zu spät in die Schule gekommen ist, dann hat er sich gleich beim Lehrer entschuldigt. Eine Strafe hat es trotzdem gegeben, auch wenn die meisten von uns einen langen Schulweg hatten. Den mussten wir alle zu Fuß gehen, denn einen Schulbus gab es damals noch nicht. Margarete Mittermayr 5 10 15 20 25 30 Urgroßmutter erzählt 6 Hörtext yx68p5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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