Zeitbilder 4, Arbeitsheft
34 „Davon haben wir nichts gewusst“ Arbeitsauftrag 1: Nach dem Krieg behaupteten viele Bürgerinnen und Bürger Deutschlands, von den Gräueltaten nichts gewusst zu haben. Lies die folgenden Aussagen und stelle fest, ob die Bevölkerung in Deutschland und Österreich tatsächlich nichts von den Verbrechen der Nationalsozialisten wissen konnte. Fasse die Aussagen mit eigenen Worten zusammen. Arbeitsauftrag 2: Begründet, warum sehr viele Deutsche und Österreicher von den Verbrechen gewusst haben müssen. Bezieht in eure Überlegungen die Bilder und Texte aus dem Schülerbuch und dem Arbeitsheft mit ein. Denkt auch an die vielen Menschen, die in Stadtverwaltungen oder bei der Deutschen Bahn arbeiteten. Wer könnte noch davon gewusst haben? Deportation ungarischer Jüdinnen und Juden nach Auschwitz (Fotografie, 1944) Deportation von niederländischen jüdischen Familien nach Auschwitz (Fotografie, 1942) Der Justizbeamte Friedrich Kellner berichtet in seinem Tagebuch: 28. Oktober 1941: Ein in Urlaub befindlicher Soldat berichtet als Augenzeuge fürchterliche Grausamkeiten in dem besetzten Gebiet in Polen. Er hat gesehen, wie nackte Juden und Jüdinnen, die vor einem langen, tiefen Graben aufgestellt wurden, auf Befehl der SS von Ukrainern in den Hinterkopf geschossen wurden und in den Graben fielen. Der Graben wurde dann zugeschaufelt. Aus den Gräben drangen oft noch Schreie!! Diese unmenschlichen Schandtaten sind so furchtbar, dass selbst die als Handwerkzeuge benutzten Ukrainer Nervenzusammenbrüche erlitten. Sämtliche Soldaten, die Kenntnis von der bestialischen Handlungsweise dieser Nazi-Untermenschen bekamen, waren der einheitlichen Meinung, dass das deutsche Volk heute schon vor einer Vergeltung zittern kann. 16. September 1942: In den letzten Tagen sind die Juden unseres Bezirkes abtransportiert worden. Von hier waren es die Familien Strauß u. Heinemann. Von gut unterrichteter Seite hörte ich, dass sämtliche Juden nach Polen gebracht und dort von SS-Formationen ermordet würden. Wladimir Ostapenko , ein Überlebender des KZ Neuengamme erinnert sich: „Jede Wolke aus dem Krematorium ein Menschenleben. Rund um die Uhr kam der Rauch da raus, 24 Stunden. Natürlich hat die Bevölkerung von Neuengamme das gesehen. Es kam ja immer ein Bauer, der die Asche aus dem Krematorium abholte, als Dünger.“ Eine Hamburger Bibliothekarin erinnert sich: „Einige meiner Leser forderten mich auf, mich im Hafen mit Teppichen, Möbeln, Schmuck und Pelzen einzudecken“. Etwa 100000 Hamburger nutzten die sich bietende Gelegenheit, sich mit Möbeln und anderen Utensilien aus Wohnungen emigrierter, deportierter, ermordeter Juden einzudecken. In Wiener Geschäften hingen sogar zwei Monate lang die Abschriften des Briefes eines Frontsoldaten namens Franzl an seine Eltern aus, der sich rühmte, mit Kameraden „circa 1000 Juden ins Jenseits befördert“ zu haben. Das Schreiben sorgte für Stadtgespräch im 3. Wiener Bezirk. Die Wehrmacht sorgte dafür, dass die Abschriften aus den Schaufenstern entfernt wurden. Zu den Schulbuchseiten 58 und 59 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=