Zeitbilder 4, Schulbuch

95 Die bosnischen Serben und Kroaten wollten jedoch eine Aufteilung des Landes, obwohl der größte Teil  des Landes gemischt besiedelt  war. Selbst UNO-Truppen konnten zahlreiche Verbrechen an der Zivilbevölkerung (Massenerschießungen, -vergewaltigungen) nicht verhindern. 1995 kam es schließlich in Dayton* zu einem Friedensabkommen: Bosnien- Herzegowina wurde ein Bundesstaat, der aus einer „muslimisch-kroatischen Föderation“ und einer „serbischen Republik“ mit jeweils einer eigenen Regierung besteht. Krieg im Kosovo In der zu Serbien gehörigen Provinz Kosovo, die zu 90% von Albanern bewohnt wird, kam es 1998 zum nächsten Krieg: Hier kämpfte die albanische Befreiungsarmee des Kosovo (UCK) für die Unabhängigkeit des Landes und gegen die serbische Polizei und Armee.  Als die serbischen Streitkräfte Hunderttausende Albaner aus dem Kosovo vertrieben, führte im Frühjahr 1999 die NATO einen 77-Tage-Luftkrieg  gegen Serbien. Daraufhin zogen die Serben ihre Truppen aus dem Kosovo ab. Danach kam das Land unter UNO-Verwaltung. 2008 verkündete das  kosovarische Parlament seine Unabhängigkeit, aber erst 2012 erhielt der Staat seine völlige Selbstständigkeit. Kriegsverbrechen und Massenvertreibungen Viele zivile Opfer Der Krieg in Ex-Jugoslawien forderte zehntausende Opfer. Soldaten starben bei den Kämpfen, aber viel mehr Opfer gab es unter der Zivilbevölkerung: Tausende Menschen wurden getötet oder in Konzentrationslager gesteckt, tausende Frauen vergewaltigt. Flucht und Vertreibung  Mehr als fünf Millionen Menschen flüchteten  zwischen 1991 und 2000 aus ihrer Heimat, viele davon wurden gewaltsam vertrieben. Kriegsverbrecherprozesse In Den Haag wurde ein eigener „Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien“ eingerichtet. Es wurden 161 Anklagen erhoben. Etliche der Kriegsverbrecher wurden bereits verurteilt. Prominentester Häftling war der frühere serbische Präsident Slobodan Milosevic. Er starb allerdings während des Gerichtsverfahrens. Die neuen Staaten wollen in die EU Slowenien konnte als erster dieser neuen Staaten 2004 der EU beitreten, 2013 folgte Kroatien. Mazedonien, Montenegro und Serbien sind bereits offizielle Beitrittskandidaten, aber auch Bosnien-Herzegowina  und der Kosovo streben eine Aufnahme in die EU an. Allerdings wird die Selbstständigkeit des Kosovo weiterhin von mehreren Staaten – angefangen von Serbien – nicht anerkannt (Stand 2013). NATO-Mitgliedschaft Slowenien (2004) und Kroatien (2009) sind bereits NATO-Mitglieder. Mazedonien, Montenegro, Bosnien-Herzegowina sind Beitrittskandidaten (Stand 2013). Adria Dubrovnik Mostar Sarajevo Tuzla Zenica Prizren Knin Kotor Jajce Banja Luka Zadar Skopje Prilep Ljubljana Slowenien Maribor Zagreb Sisak Karlovac Rijeka Pula Split Osijek Novi Sad Belgrad Kroatien Titograd Slowenen Kroaten Moslems Montenegriner Serben Makedonier Albaner Ungarn Rumänen Bulgaren keine absolute Mehrheit Montenegro Makedonien Serbien Vojvodina Slawonien Drau Save Kupa S a ve Dr a u U n a V rb a s B o s n a Donau D r j na Morawa M o r awa Donau Ibar W es tl . Südl . M o r a w a N e r e t v a T h e i ß D o n a u Vardar Varazdin Bihac Sibenik Cacak Krusevac Nis Pristina Kosovo Herzegowina Bosnien Du bist dran • Informiert euch in sieben Kleingruppen über je einen Nachfolgestaat und seine Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg. • Präsentiert eure Ergebnisse der Klasse – entweder mit Powerpoint oder mit Plakaten. Volksgruppen im ehemaligen Jugoslawien Weltpolitik nach 1945 – Viele Welten in einer Welt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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