Zeitbilder 4, Schulbuch
94 Tito hält mit „eiserner Faust“ den Staat zusammen 1918 Nach dem Ersten Weltkrieg entstand Jugoslawien als „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“. Es gab immer wieder Konflikte, vor allem zwischen Serben und Kroaten. Sie verschärften sich, als die Serben 1931 eine „Königsdiktatur“ einführten. 1941 Im Zweiten Weltkrieg wurde Jugoslawien von der deutschen Wehrmacht besetzt und aufgeteilt. Kroatien war ein faschistisch geführter Staat, in dem viele Tausende Serben, Juden, Sinti und Roma verfolgt und in Konzentrationslagern getötet wurden. Serbien kam unter deutsche Militärverwaltung. Widerstand leisteten die königstreuen Tschetniks und die kommunistischen Partisanen. Es gelang ihnen, die deutschen Truppen aus Jugoslawien zu vertreiben. Die Volksrepublik Nach Kriegsende schalteten die Kommunisten unter ihrem Führer Tito* mit Gewalt alle anderen politischen Gruppen aus und gründeten die Volksrepublik Jugoslawien (1945). Jugoslawien wollte kein sowjetischer Satellitenstaat werden. Das führte zum Bruch mit der Sowjetunion (1948). Um die Einheit des Vielvölkerstaates zu garantieren, erhielten die Teilrepubliken (siehe Karte) weitgehende Rechte. Politiker, die diese Einheit in Frage stellten, mussten mit Parteiausschluss und Gefängnisstrafen rechnen. Nord-Süd-Gefälle Schon vor Titos Tod (1980) verschlechterte sich in Jugoslawien die Wirtschaftslage. Außerdem gab es ein starkes „Nord-Süd- Gefälle“: Die Teilrepubliken Slowenien und Kroatien waren viel reicher als Serbien, Bosnien, Montenegro und Mazedonien, was 1989 zum „Handelskrieg“ zwischen einzelnen Republiken führte. Serbien belegte Waren aus Kroatien und Slowenien mit Sondersteuern, umgekehrt mussten serbische Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer in Kroatien Steuern zahlen. Die Politik schürt nationale Gefühle. Allmählich zerbrach die gesamtjugoslawische kommunistische Parteiführung. An ihre Stelle traten nationale Führer und „Militärs“ in den Teilrepubliken (zB Slobodan Milosevic in Serbien, Franjo Tudjman in Kroatien). Krieg in „Jugoslawien“ Unabhängigkeitserklärungen Slowenien und Kroatien erklärten im Juni 1991 nach vorherigen Volksabstimmungen ihre Unabhängigkeit von der Bundesrepublik Jugoslawien. Ein halbes Jahr später folgte Mazedonien und 1992 Bosnien-Herzegowina. Serbien schloss sich anfangs mit Montenegro zur „Föderativen Republik Jugoslawien“ zusammen. Seit 2006 sind aber beide Staaten voneinander getrennt und unabhängig. Krieg in Slowenien und Kroatien Nach der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens kam es zu ersten Kämpfen zwischen slowenischen Einheiten und der jugoslawischen Volksarmee. In Kroatien brach der Krieg viel heftiger aus. Hier kämpfte die Volksarmee auf Seiten der serbischen Minderheit in Kroatien. Eine halbe Million Menschen wurde zur Flucht gezwungen, bis endlich UNO-Friedenstruppen in die umkämpften Gebiete einzogen. Krieg in Bosnien Mindestens ebenso brutal verlief der Krieg ab 1992 in Bosnien. Hier kämpften drei Bevölkerungsgruppen gegeneinander: Die größte, die Moslems, wollte die Einheit des Landes bewahren. Flucht und Vertreibung: Mehr als fünf Millionen Menschen befanden sich innerhalb von 10 Jahren in Ex- Jugoslawien auf der Flucht – 1998 begann die Massenflucht der Kosovo- Albaner. (Fotografie, 1999) Vukovar, Kroatien, 1994 (Zeichnung von Teo Broctanic, 14 Jahre) Du bist dran • In deinem Umfeld (Schule, Freundeskreis) gibt es sehr wahrscheinlich Jugendliche, deren Familien vor dem Krieg in Jugoslawien nach Österreich geflohen sind. Befrage sie zu ihrer Beziehung zum Herkunftsland ihrer Eltern. Ein Vielvölkerstaat zerbricht: Jugoslawien Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=