Zeitbilder 4, Schulbuch
82 Volksdemokratien – abhängig von der Sowjetunion Im Jahr 1949 hatten die kommunistischen Parteien in den Staaten Ost- und Südosteuropas die Macht übernommen. Alle diese Volksdemokratien waren politisch und wirtschaftlich von der Sowjetunion abhängig. Alle Versuche, sich aus der Abhängigkeit der Sowjetunion zu lösen, scheiterten vorerst. Nur Jugoslawien unter Staatschef Tito* (1948) und Albanien (ab 1961) praktizierten eine eigenständige Form des Kommunismus. DDR und Polen: Aufstände werden niedergeschlagen Offene Proteste Der Wiederaufbau ging in der DDR nur langsam vor sich. Die schlechte Versorgung, die Erhöhung der Leistungsnormen für die Arbeiterinnen und Arbeiter und der politische Druck führten 1953 zu einem offenen Aufstand. Dieser wurde jedoch mit Hilfe sowjetischer Panzer brutal niedergeschlagen. „Mehr Brot“ und „Russen raus“ hieß die Parole drei Jahre später bei einem Streik polnischer Arbeiterinnen und Arbeiter. Als sich die Protestbewegung über das Land ausbreitete, wurde sie auch in Polen von russischen Panzern niedergewalzt. Ungarn 1956: „Völker der Welt, hört uns, helft uns ...“ Keine Befreiung Am 4. November 1956 um 14.34 Uhr erreichte ein letzter Notruf des ungarischen Radiosenders „Freier Sender Petöfi“ die westliche Welt. Wenige Stunden später besetzten sowjetische Panzer den Rundfunksender und ganz Budapest. So ging eine wochenlange breite Volkserhebung gewaltsam zu Ende. Die Ziele der Revolutionäre Sie wollten freie Wahlen, Pressefreiheit, den Abzug der Roten Armee, Unabhängigkeit und Neutralität. Die neue kommunistische Regierung unter Ministerpräsident Imre Nagy* stand hinter diesen Forderungen. Doch sie wurde von den Sowjets abgesetzt. Viele Politiker, Offiziere und Intellektuelle wurden verhaftet, nach Sibirien verschleppt oder – wie Nagy – hingerichtet. Mehr als 200000 Menschen aus Ungarn flüchteten nach der niedergeschlagenen Revolution nach Österreich. Die NATO griff nicht ein. Wegen Ungarn wollte sie keinen Krieg riskieren. Aufstand in Ungarn: Verbrennung von Regierungsplakaten (Fotografie, November 1956) Radio Moskau am 1. November 1956 Q Die Sowjetunion ist getreulich Lenins Prinzip der Achtung vor der Souveränität anderer Nationen gefolgt, und der Gedanke liegt ihr fern, Ungarn seinen Willen aufzuzwingen oder sich in seine nationalen Angelegenheiten einzumischen. Radio Moskau am 4. November 1956, 21.05 Uhr Heute Morgen sind die Kräfte der reaktionären Verschwörung gegen das ungarische Volk zerschlagen worden. Eine neue ungarische Revolutionsregierung der Arbeiter und Bauern wurde (...) gebildet. Die Revolutionsregierung der Arbeiter und Bauern hat das Kommando der Sowjetstreitkräfte gebeten, ihr bei der Unterdrückung der Aufständischen zu helfen. (M. J. Lasky, Ein Weißbuch) Du bist dran • Erläutere diese Fotografie: Welche Haltung gegenüber der Sowjetunion kommt zum Ausdruck? Du bist dran • Vergleiche die beiden Radiomeldungen. Versuche, die unterschiedlichen Aussagen zu erklären. „Panzerkommunismus“ – Konfliktlösung im Ostblock Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv
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