Zeitbilder 4, Schulbuch
59 Gleichzeitig begann die systematische Verschleppung der Jüdinnen und Juden aus den besetzten Ländern und aus Deutschland in die eroberten Ostgebiete. Viehwagen brachten sie in Gettos, die von der Außenwelt abgeschlossen waren. Wannseekonferenz 1942 Auf dieser Konferenz in der Nähe von Berlin wurde die „Endlösung der Judenfrage“ beschlossen. Unter diesem verharmlosenden Begriff verstanden die Nationalsozialisten die systematische Ermordung aller Juden in den von ihnen beherrschten Gebieten. Dafür errichteten die Nationalsozialisten vor allem im von Deutschland besetzten Polen große Vernichtungslager mit Gaskammern und Verbrennungsöfen für die Leichen. Dort wurden neben Jüdinnen und Juden auch viele Polinnen und Polen, russische Kriegsgefangene sowie Roma und Sinti ermordet. Die berüchtigtste dieser Todesfabriken war Auschwitz bei Krakau. Wer kräftig genug war, wurde einem Arbeitskommando zugeteilt und dort meist zu Tode geschunden. Schwache, Kranke und Schwangere tötete man sofort in Gaskammern. Verbrennungsöfen im KZ Majdanek: Vor den Öfen liegen die Skelette der Opfer. (Fotografie, 1944) KZ Bergen-Belsen: eine an Typhus* erkrankte Gefangene nach der Befreiung durch die britische Armee (Fotografie, 1945) Nach der Befreiung des Vernichtungs- lagers Auschwitz durch sowjetische Truppen Ende Jänner 1945 wird der 15-jährige Ivan Dudnik aus dem Lager getragen. (Fotografie, 1945) „Wir trauten unseren Augen nicht“ Q Im Jänner 1945 befreite die Rote Armee das KZ Auschwitz. Einer der ersten, die das Lager betraten, war der Front- dolmetscher Nikolai Politanow, der in seinen Erinnerungen schreibt: Wir standen im Kreis, alle schwiegen. Aus den Baracken kamen immer mehr hungrige und in Lumpen gehüllte, zu Skeletten abgemagerte Kinder gekrochen. Wie die Ameisen sammelten sie sich zu großen Gruppen und lärmten wie auf einem großen Schulhof. Sie warteten mit ausgestreckten Armen um Brot bittend und rufend, sie wimmerten vor Verzweiflung und wischten sich die Tränen ab. (…) Bald trafen die Feldküchen ein. Sanitäter verteilten Decken und Kleidungsstücke an die Gefangenen. Damit die mit dem Leben Davongekommenen nicht den Schnee aßen, verteilten Soldaten Tee und Brot an die halb verhungerten Skelette. (http://einestages.spiegel.de) Ein britischer Militärarzt sagte nach der Befreiung von Bergen-Belsen: Q Kein Bericht und keine Fotografie kann den grauenhaften Anblick des Lagergeländes hinreichend wiedergeben. An zahlreichen Stellen waren die Leichen zu Stapeln von unterschiedlicher Höhe aufgeschichtet. Überall im Lager lagen verwesende menschliche Körper. Die Baracken waren überfüllt mit Gefangenen in allen Stadien der Auszehrung und Krankheit. (E. Kolb, Bergen-Belsen 1943–1945) Du bist dran • Beschreibe mit Hilfe der Bilder und der Textquellen das unsägliche Leid, das den Menschen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern zugefügt wurde. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Nur ur ur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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