Zeitbilder 4, Schulbuch

57 Der „Rassenwahn“ der Nationalsozialisten … Gegen Minderheiten Hitler war überzeugt davon, dass es eine „menschliche Edelrasse“ gebe (die „Arier“*) und dass diese bestimmt sei, über die anderen, für minderwertig gehaltenen „Menschenrassen“ zu herrschen. Als besonders minderwertig und auch gefährlich galten ihm die Jüdinnen und Juden. Schon vor 1933 bezeichnete Hitler in vielen Reden die Menschen jüdischer Herkunft als „Volksschädlinge“ und „Artfremde“ und sprach von der „Jüdischen Weltverschwörung“. Seine Propaganda richtete sich aber auch gegen Angehörige anderer Minderheiten, wie die Roma* und Sinti*, Homosexuelle und Anhängerinnen und Anhänger religiöser Gemeinschaften (zB „Jehovas Zeugen“). Sie alle galten als „Gemeinschaftsfremde“ und hatten keinen Rückhalt in einer Gesellschaft, in der „rassistisches“ Denken weit verbreitet war. … und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung Nach der Machtergreifung wurde aus der Propaganda brutale Politik. Betroffen waren davon alle Angehörigen von Minderheiten, vor allem aber die Jüdinnen und Juden. 1933 lebten in Deutschland etwa 500000 Menschen jüdischer Herkunft. Das entsprach einem Anteil von weniger als einem Prozent der Bevölkerung. Aber für Hitler und die Nationalsozialisten waren sie das Feindbild Nummer eins. Sofort wurden durch die Regierung Maßnahmen zu ihrer Ausgrenzung, Entrechtung und schließlich Vernichtung eingeleitet, ständig ausgeweitet und immer wieder verschärft: Boykott* und Berufsverbot Schon im April 1933 ordnete die Regierung einen Boykott gegen jüdische Geschäftsleute, Rechtsanwälte, Lehrer und Schüler an. Jüdische Beamte wurden entlassen, Künstler und Journalisten bei Zeitungen erhielten Berufsverbot. „Nürnberger Rassengesetze“ (1935) Eheschließungen zwischen „Ariern“ und jüdischen Bürgerinnen und Bürgern sowie der außereheliche Geschlechtsverkehr zwischen ihnen wurden verboten. Diese Bestimmung wurde auch auf die Beziehungen zwischen Deutschen und Roma und Sinti oder schwarzen Menschen angewendet. Wer dieses Gesetz brach, kam ins Gefängnis. „Arisierung“ der Wirtschaft ab 1937 Die jüdischen Besitzerinnen und Besitzer von Unternehmen und Geschäften wurden gezwungen, ihren Besitz weit unter dem tatsächlichen Wert an Deutsche zu verkaufen. Planmäßige Verfolgung Ab 1938 mussten alle Jüdinnen und Juden ihrem offiziellen Namen die Vornamen „Sara“ oder „Israel“ hinzufügen. Im November desselben Jahres ordnete Goebbels ein Pogrom* an („Reichskristallnacht“): SA-Banden zerstörten Synagogen, Geschäfte und Wohnhäuser der jüdischen Bevölkerung. Ab nun erfolgte die planmäßige Einweisung der Jüdinnen und Juden in Gettos* oder Konzentrationslager. Darüber hinaus wurde ihnen verboten, Kinos, Theater oder Konzerte zu besuchen. Später wurde ihnen eigentlich alles verboten: Straßenbahn fahren, telefonieren, Radios besitzen, sich ohne Judenstern auf der Straße zeigen und vieles andere mehr. „Endlösung“ Während des Krieges beschlossen die Nationalsozialisten auf der „Wannseekonferenz“ bei Berlin 1942 die Vernichtung des gesamten europäischen Judentums, wofür sie eigene Vernichtungslager errichteten. Unermessliches Leid: Kinder nach ihrer Befreiung in Lagerkleidung am Zaun des Vernichtungslagers Auschwitz (Fotografie, 1945) Wirtschaftlicher Ruin: SA-Männer halten vor dem Geschäft eines Juden Wache, um die Menschen am Einkaufen zu hindern. (Fotografie, 1933) Öffentliche Demütigung: Ein jüdischer Mann und eine nichtjüdische Frau müssen Schilder um den Hals tragen mit der Aufschrift: „Ich bin am Ort das größte Schwein und lass mich nur mit Juden ein“ und „Ich nehm als Judenjunge immer nur deutsche Mädchen mit aufs Zimmer“. (Fotografie, 1933) Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

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