Zeitbilder 4, Schulbuch
56 Das Terrorsystem zur Verfolgung der Gegnerinnen und Gegner Polizei- und Spitzelstaat Für die Nationalsozialisten galt der Satz: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!“ Wer es dennoch wagte, an der nationalsozialistischen Herrschaft Kritik zu üben, hatte mit unbarmherziger Verfolgung zu rechnen. Die SA, die HJ und die Gestapo hatten überall ihre Spitzel. Selbst in der eigenen Familie musste man sich vor begeisterten Nationalsozialisten hüten. Eine einzige abfällige Bemerkung am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit über die Regierung Hitlers konnte zur Verhaftung führen. Richterliche Haftbefehle oder ordentliche Gerichtsprozesse waren dafür nicht erforderlich. Der Verhaftung folgten immer Verhöre durch die Gestapo, die meist mit Misshandlungen verbunden waren. In fast allen Fällen erfolgte dann die Verhängung der „Schutzhaft“* und schließlich die Einweisung in ein Konzentrationslager (KZ). Konzentrationslager Gleich nach ihrer Machtübernahme 1933 hatten die Nationalsozialisten eine Vielzahl von Konzentrationslagern errichtet. In ihnen wurden zunächst vor allem politische Gegnerinnen und Gegner (Kommunisten und Sozialdemokraten) und Jüdinnen und Juden gefangen gehalten. Die Verwaltung der Konzentrationslager hatte die SS unter Heinrich Himmler* inne. Der ehemalige sozialdemokratische Reichstagspräsident Paul Löbe wird 1933 in das KZ Dürrgoy eingewiesen. Bei seinem „Einzug“ zwingt man ihn, einen Strauß Disteln in der Hand zu halten. Häftlinge müssen ein „Ehrenspalier“ bilden und die Häftlingskapelle muss aufspielen. (Fotografie, 1933) Du bist dran • Arbeite mit Hilfe der Textquelle heraus, was die Aufgabe des Sonderkommandos war. Du bist dran • Führt das auf S. 40 begonnene Lexikon fort und recherchiert Erklärungen für die Begriffe, die unter Anführungszeichen stehen. • Suche dir eine der auf dieser Doppelseite abgebildeten Personen aus und gib ihr eine Identität. Wie heißt sie, wie alt ist sie, wo kommt sie her, was macht sie gerne? Was geschieht hier mit ihr? Welche Gedanken hat sie? Stelle deine Person der Klasse vor. Der jüdische KZ-Häftling Josef Sackar berichtet Q An den ersten Tag beim Sonderkommando erinnere ich mich gut. Man brachte uns hinter das letzte Krematoriumsgebäude, wo ich das fürchterlichste Grauen in meinem Leben sah. An dem Abend war ein kleiner Transport angekommen. Wir mussten nicht arbeiten, wir wurden nur dahin gebracht, damit wir uns an den Anblick gewöhnten. Dort gab es Gruben, um die Leichen zu verbrennen. Von den Gaskammern brachte man die zu diesen Gruben, warf sie hinein und verbrannte sie. (...) Sobald ein Transport eintraf, waren wir (das Sonderkommando) für die ankommenden Menschen verantwortlich. Wir mussten ihnen auf Befehl der Deutschen sagen, sie sollten sich ausziehen und in die Duschen gehen. Neben dem Entkleidungsraum war die Gaskammer, die wie ein Duschraum aussah. Nachdem sich die Menschen ausgezogen hatten und in die Duschen gegangen waren, wurden sie vergast. Oft habe ich geweint, nicht nur einmal, während der Arbeit, nur ohne Tränen. Seit damals habe ich keine Tränen mehr. (G. Greif, Wir weinten tränenlos) Mit Terror gegen Andersdenkende und Minderheiten Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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