Zeitbilder 4, Schulbuch

49 Weltwirtschaftskrise. Je mehr Menschen arbeitslos wurden, desto stärker stieg der Stimmenanteil der Nationalsozialisten bei den Wahlen. 1932 war die NSDAP die stärkste Fraktion im Reichstag geworden. Mittels aggressiver Propaganda war es gelungen, die nach dem Krieg verarmten Mittelschichten (Angestellte, Beamte, Selbstständige, Bauern) zu gewinnen. Auch große Teile der Arbeiterschaft, die besonders unter der Arbeitslosigkeit zu leiden hatte, glaubten Hitlers Versprechungen. Wesentlichen Anteil am Aufstieg hatten auch Industrielle, die sich von einer künftigen „nationalen“ Regierung große Rüstungsaufträge erwarteten. … und die „Machtergreifung“ Reichskanzler Trotz der Wahlerfolge der NSDAP weigerte sich Reichspräsident Hindenburg* zunächst, eine Regierung unter Hitler zu ernennen. Er hielt ihn und seine Partei für zu radikal. Im Jänner 1933 gab Hindenburg dem Druck konservativer Kräfte nach und ernannte Hitler zum Reichskanzler. Damit war es dem „Führer“ gelungen, auf verfassungsmäßigem Weg an die Regierung zu kommen. Verordnung zum Schutz von Volk und Staat Der glühende Hitler- Anhänger Joseph Goebbels* hatte schon vorher in sein Tagebuch geschrieben: „Wir werden die Macht niemals wieder aufgeben“. Nun ging es Schlag auf Schlag. Im Februar 1933 brannte das Reichstagsgebäude in Berlin ab. Die Nationalsozialisten machten dafür eine „kommunistische Verschwörung“ verantwortlich, worauf Hitler vom Reichspräsidenten besondere Vollmachten „zum Schutz von Volk und Staat“ bekam. Damit verbot er die Kommunistische Partei. „Ermächtigungsgesetz“ Das „Heimtückegesetz“ vom 21. März war der nächste Schritt. Ab nun war jede Kritik an der Regierung bei Strafe verboten. Am gleichen Tag wurde in Dachau das erste Konzentrations- lager* eröffnet. Nur drei Tage später trat das „Ermächtigungsgesetz“ in Kraft. Dieses erlaubte Hitler, ohne die Gesetzesbeschlüsse des Reichstags zu regieren. Jetzt stand der Errichtung der Diktatur nichts mehr im Weg. Alle anderen Parteien wurden aufgelöst – die NSDAP blieb als einzige übrig. Als Hindenburg 1934 starb, übernahm Hitler auch das Amt des Reichspräsidenten. Noch am selben Tag mussten alle Soldaten in den Kasernen antreten und einen Treueeid auf Hitler leisten. Als „Führer und Reichskanzler“ hatte dieser nun die alleinige Macht. Die „Machtergreifung“ war damit abgeschlossen. Deutschland war eine nationalsozialistische Diktatur geworden. Fackelzug der Nationalsozialisten zum „Tag der Machtergreifung am 30. Jänner 1933“: Endlose Kolonnen zogen von sieben Uhr abends bis ein Uhr in der Nacht durch Berlin, um den „Sieg der nationalen Revolution“ zu feiern. (Gemälde von Arthur Kampf, 1938) Du bist dran • Beschreibe das Bild. Was könnte die Parteiführung veranlasst haben, einen solchen Aufmarsch zu organisieren? • Vergleiche die Verordnung und die Aussagen über die Aufgabe des Privatlebens. Welche Gemeinsamkeiten fallen dir auf? „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ Q Es sind daher Beschränkungen der persönlichen Freiheit, des Rechts der freien Meinungsäußerung, einschließlich der Pressefreiheit, des Vereins- und Versammlungsrechts, Eingriffe in das Brief-, Post-, Telegrafen- und Fernsprechgeheimnis, Anordnungen von Haussuchungen und von Beschlagnahmen sowie Beschränkungen des Eigentums auch außerhalb der sonst hierfür bestimmten gesetzlichen Grenzen zulässig. (W. Hofer, Der Nationalsozialismus) Kein Privatleben mehr Q In Deutschland gibt es keine Privatsache mehr! Wenn du schläfst, ist es deine Privatsache, sobald du aber wach bist und mit einem anderen Menschen in Berührung kommst, musst du eingedenk sein, dass du ein Soldat Adolf Hitlers bist und nach seinem Reglement zu leben hast und zu exerzieren. Privatleute haben wir nicht mehr. Die Zeit, wo jeder tun und lassen konnte, was er wollte, ist vorbei. (R. Ley, Soldaten der Arbeit) Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv

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