Zeitbilder 4, Schulbuch
41 Ausplünderung, „Arisierungen“* und Terrorherrschaft Die großen Goldbestände der österreichischen Nationalbank wurden sofort nach Berlin gebracht. Sie dienten ebenso wie die vielen Betriebe, die in deutsches Eigentum übergingen, der Aufrüstung. Zur Abschreckung wurden die Namen der wegen Hochverrats Hingerichteten auf Plakaten veröffentlicht. Das Konzen- trationslager Mauthausen (Lagereingang) ist heute eine Gedenkstätte, die auch von vielen Schulklassen besucht wird. (Fotografie, 2011) Aus einer Dokumentation über den „Anschluss“ Q Selbst vor den Kunstschätzen machte die Ausplünderung nicht halt. Die Reichsinsignien aus der Schatzkammer in der Wiener Hofburg wurden wie viele andere Wertgegenstände in das „Altreich“ gebracht. Noch schwerer wogen die menschlichen Verluste, die Österreich durch die erzwungene Massenflucht von mehr als 130000 Menschen, darunter nahezu die gesamte geistige Elite, erlitt. (H. Portisch, Österreich I – die unterschätzte Republik) Judenverfolgung Die Hauptleidtragenden waren die jüdischen Bürgerinnen und Bürger. Sie wurden aus der Öffentlichkeit verdrängt. So war es ihnen untersagt, öffentliche Parkanlagen, Theater oder Kinos zu besuchen. Jüdische Beamte, Künstler, Ärzte und Wissenschafter durften ihre Berufe nicht mehr ausüben. Dazu kamen die „Arisierungen“: Geschäfte, Betriebe und Wohnungen wurden ihnen weggenommen und an „Arier“ (Nichtjuden) weitergegeben oder billig verkauft. „Heimtückegesetz“ Jede feindliche oder pro-österreichische Regung wollten die Nationalsozialisten schon im Keim ersticken. Zehntausende Österreicherinnen und Österreicher verschiedenster politischer oder religiöser Richtungen (Kommunisten, Sozialisten, Christlichsoziale, Gewerkschafter, Juden, Roma und Sinti, ...) wurden von der Gestapo verhaftet, misshandelt und in Konzentrationslager gebracht. Erbarmungs- los wurde jedes Anzeichen von Widerstand in der Bevölkerung unterdrückt. Das „Heimtückegesetz“ verbot jede Kritik an der Regierung oder der Partei. Schon das Erzählen eines politischen Witzes oder das Hören eines ausländischen Radiosenders konnte im Gefängnis enden. Auf das Verteilen von Flugblättern, deren Inhalte sich gegen die Terrorherrschaft oder den Krieg richteten, stand die Todesstrafe. Auch in Österreich gab es viele überzeugte Anhängerinnen und Anhänger des Nationalsozialismus. Und viele von ihnen waren jederzeit bereit, ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich gegen die Machthaber wandten, der Gestapo zu melden. Dennoch entwickelte sich auch in Österreich Widerstand gegen den Nationalsozialismus (siehe S. 61). Opfer der sieben Jahre NS- Herrschaft in Österreich: Q 280000 Österreicherinnen und Österreicher sind in Hitlers Armeen gefallen oder wurden Opfer des Luftkrieges. 2700 Österreicherinnen und Österreicher wurden als Wider- standskämpfer hingerichtet. 16500 Österreicherinnen und Österreicher kamen in Kon- zentrationslagern ums Leben. 16000 Österreicherinnen und Österreicher wurden in Gefängnissen ermordet. 20000 Österreicherinnen und Österreicher (auch Kinder) wurden wegen ihrer geistigen oder körperlichen Behinderung ermordet. 65500 österreichische Jüdin- nen und Juden kamen ums Leben; dazu kommen noch die Opfer unter den Roma und Sinti und der slowenischen Minderheit. (DÖW) Österreich I – Die Erste Republik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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