Zeitbilder 4, Schulbuch

38 Das kulturelle Erbe der Monarchie Schwierige wirtschaftliche Situation In der Habsburgermonarchie zog die Haupt- und Residenzstadt Wien wie ein Magnet Künstler, Schriftsteller und Wissenschafter an. Der Zerfall des Großreiches brachte jedoch einen dramatischen Bedeutungsverlust für Wien als Kulturhauptstadt. Der Glanz verblasste und die Aufträge blieben aus. Für viele Künstlerinnen und Künstler bedeutete dies einen ständigen Kampf um das wirtschaftliche Überleben. Der Ausspruch des Schriftstellers Anton Kuh kennzeichnet die Situation: „Es ist schön, als Österreicher geboren zu werden, und es ist schön, als Österreicher zu sterben. Aber was macht man dazwischen?“ Nostalgie und Hinwendung zu deutscher Kultur „Der Staat, den keiner wollte“ – dieser Satz galt auch für das kulturelle Leben in der Ersten Republik. So beherrschten zwei Grundströmungen die Kulturszene: Die einen dachten wehmütig an die große Vergangenheit im Vielvölkerstaat der Habsburgermonarchie zurück. Die anderen sahen ihre Zukunft nur in einem großen Reich aller Deutschen und pflegten mit ihrer Verherrlichung der deutschen Vergangenheit (zB Heldensagen) eine ausgeprägte Wertschätzung deutscher Kultur. Emigration Aus dieser kulturellen und auch wirtschaftlichen Enge zog es viele hervorragende Österreicherinnen und Österreicher ins Ausland. Berlin, Paris und die USA übten eine starke Anziehungskraft aus. Nur dort fanden sie ihnen entsprechende Karrierechancen vor. Die Wissenschaftsgroßmacht ... Im Verhältnis zur Einwohnerzahl wurden überproportional viele Öster- reicher, deren Wirken in die Zwischenkriegszeit fällt, mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Daneben gab es noch sehr viele hervorragende, in aller Welt anerkannte österreichische Wissenschafterinnen und Wissenschafter. Die Bilder auf dieser Doppelseite stellen lediglich eine kleine Auswahl dar. „Die geistige Emigration“: Auf dem Gemälde sind jüdische und nichtjüdische Künstlerinnen und Künstler sowie Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus Deutschland und Österreich abgebildet, die schon früh in andere europäische Länder, die USA oder nach Palästina emigrierten, u.a. Persönlichkeiten wie Max Reinhardt, Helene Thimig, Kurt Weill, Thomas und Erika Mann, Albert Einstein oder Arnold Schönberg. (Gemälde von Arthur Kaufmann, begonnen 1938/1940, beendet 1965) Friedrich Hayek war einer der bedeut- endsten Vertreter der österreichischen Schule der Nationalökonomie*. Für seine Arbeiten erhielt er den Nobelpreis. (Fotografie, 1930) Kultur und Wissenschaft im Kleinstaat Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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