Zeitbilder 4, Schulbuch

33 Die Auseinandersetzungen werden immer härter Wehrverbände Großen Anteil an der Verschärfung der Gegensätze hatten bewaffnete Wehrverbände: Die „Heimwehr“ unterstützte die bürgerliche Regierung; der „Republikanische Schutzbund“ war eine Parteiorganisation der Sozialdemokratie. Sonntag für Sonntag veranstalteten beide Gruppen Aufmärsche, um ihre Stärke zu zeigen und die Gegnerinnen und Gegner zu provozieren. Schattendorf Bei einem solchen Aufmarsch des Republikanischen Schutzbundes im Jänner 1927 in Schattendorf (Burgenland) kam es zu einem blutigen Zusammenstoß: Ein Schutzbündler und ein mitmarschierendes Kind wurden erschossen. Die Täter, Angehörige der rechts stehenden Frontkämpfervereinigung, wurden angeklagt, von einem Wiener Geschworenengericht aber freigesprochen. Justizpalastbrand Dieses Fehlurteil empörte die Arbeiterschaft. Tausende Arbeiterinnen und Arbeiter aus den Wiener Außenbezirken strömten am 15. Juli 1927 zum Justizpalast, um gegen das Urteil zu protestieren. Die Demonstration geriet außer Kontrolle. Selbst die Beschwichtigungsversuche der sozialdemokratischen Führung hatten keinen Erfolg. Schließlich wurde der Justizpalast in Brand gesteckt und der Einsatz der Feuerwehr verhindert. Nun schoss die Polizei mit Gewehren in die Menge. Die berittene Polizei verfolgte mit gezogenem Säbel die flüchtenden Arbeiterinnen und Arbeiter. 89 Tote und 1057 Verwundete waren die blutige Bilanz des Tages. Heimwehr Diese Ereignisse bestärkten die Heimwehr in ihrer Angst vor der „Gefahr von links“. Dabei geriet sie immer mehr unter den Einfluss des faschistischen Italien unter Mussolini, das sie mit Waffen und Geld unterstützte. Ihre Propaganda richtete sich nun nicht mehr nur gegen die Sozialdemokratie. Auf einer Kundgebung in Korneuburg wurde auch der Demokratie offen der Kampf angesagt. Du bist dran • Versucht in Gruppenarbeit zu begründen, inwiefern diese Aussagen undemokratisch und faschistisch sind. Diese drei Wahlplakate aus der Ersten Republik zeigen die unüberbrückbaren Gegensätze zwischen den Parteien. Aus dem „Korneuburger Eid“ der Heimwehr 1930 Q Wir wollen nach der Macht im Staate greifen und zum Wohle des gesamten Volkes Staat und Wirtschaft neu ordnen. Wir verwerfen den westlichen demokratischen Parlamentar- ismus und den Parteienstaat! Wir kämpfen gegen die Zersetzung unseres Volkes durch den marxistischen Klassenkampf und liberal- kapitalistische Wirtschafts- gestaltung. Jeder Kamerad fühle und bekenne sich als Träger der neuen deutschen Staatsge- sinnung: Er sei bereit, Gut und Blut einzusetzen, er kenne die drei Gewalten: den Gottes- glauben, seinen eigenen harten Willen, das Wort seiner Führer. Du bist dran • Vergleiche die drei Wahlplakate und beschreibe, wie die politischen Gegner jeweils dargestellt werden. • Diskutiert in der Klasse, welches Idealbild auf dem Plakat der Großdeutschen Volkspartei gezeichnet wird. • Überlegt, inwiefern solche Wahlplakate zu einer Radikalisierung beitragen. Österreich I – Die Erste Republik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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