Zeitbilder 4, Schulbuch

31 Der harte Schilling und seine Folgen Völkerbundanleihe Im Jahr 1922 wurde der Obmann der Christlichsozialen Partei Ignaz Seipel* Bundeskanzler. Ihm gelang es, mit Hilfe einer Völkerbundanleihe (siehe S. 9) den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen und die Inflation zu stoppen. An die Anleihe waren jedoch mehrere Bedingungen geknüpft: Österreich musste das Anschlussverbot an das Deutsche Reich neuerlich bestätigen, ein strenges Sparprogramm bei den Staatsausgaben durchziehen und seine Finanzen ausländischer Kontrolle unterwerfen. Sparpolitik Am 12. Dezember 1924 wurde das Gesetz zur Einführung der Schillingwährung beschlossen. Von nun an achteten die Regierungen hauptsächlich auf die Wertbeständigkeit des Schillings („Alpendollar“). Die Vermeidung eines Budgetdefizits* war ihnen wichtiger als Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein Drittel der Beamten abgebaut. Löhne, Gehälter und Renten wurden gekürzt, die Steuern erhöht und neue Steuern eingeführt. Der Geldumlauf wurde niedrig gehalten, um einer neuerlichen Inflation vorzubeugen. Diese Maßnahmen verringerten die Kaufkraft der Bevölkerung, was wiederum einen Rückgang der Produktion zur Folge hatte. Die Wirtschaft schrumpfte und viele Betriebe mussten zusperren. Dadurch stieg die ohnehin schon hohe Arbeitslosigkeit weiter an und wurde zu einer Dauererscheinung in der Ersten Republik. Den Preis für die harte Währung zahlte also vor allem die Arbeiterschaft. Keine Kompromisse Die Sozialdemokratische Partei war seit 1920 in der Opposition. Sie verstand sich als die Vertreterin der Arbeiterinnen und Arbeiter und war strikt gegen die Politik der Regierung. Da keine Seite zu Kompromissen bereit war, wurde in der Folge die politische Auseinandersetzung immer härter und die Sprache in der Politik immer radikaler. Armenausspeisung: Arbeitslose holen ihr Essen an einer Ausspeisungsstelle in Steyr. (Fotografie, 1932) Du bist dran • a) Berechne, um das Wievielfache der Preis in verschiedenen Zeiträumen angestiegen ist. b) Was würde heute eine Semmel bei einem derartigen Preisanstieg kosten? Ein Straßenbahnfahrschein kostete in Wien: 1914 12 Heller 1918 40 Heller 1921 August 10 Kronen Oktober 16 Kronen Dezember 30 Kronen 1922 Jänner 60 Kronen März 80 Kronen Juni 150 Kronen Juli 260 Kronen August 450 Kronen September 1000 Kronen Oktober 1700 Kronen 1924 Dezember 2000 Kronen Du bist dran • Beschreibe die drei Bilder zur Arbeitslosigkeit. Arbeitsloser Österreich I – Die Erste Republik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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