Zeitbilder 4, Schulbuch
29 Die Bundesverfassung – Gestaltung der Republik In der Gründungszeit wurde Österreich von einer Koalitionsregierung* mit Karl Renner* als Staatskanzler an der Spitze regiert. In ihr arbeiteten Sozialdemokraten und Christlichsoziale zusammen. Um dem Staat die nötige Ordnung zu geben, erarbeiteten sie gemeinsam die Bundesverfassung. Ausformuliert wurde diese vom Verfassungsrechtler Hans Kelsen*. Dieses wichtigste Gesetz der Republik wurde am 1. Oktober 1920 beschlossen. Es ist (mit einigen Abänderungen) auch heute noch in Kraft. Die vier Grundsätze der Verfassung geben der Republik ihre Form: • Österreich ist eine Republik: Das Staatsoberhaupt – der Bundespräsident – ist auf Zeit (seit 1929 direkt vom Volk für sechs Jahre) gewählt. • Österreich ist eine Demokratie: Die Macht geht vom (Wahl-)Volk aus. Es wählt den Bundespräsidenten, den Nationalrat, die Landtage und die Gemeinderäte. In einer Volksabstimmung entscheidet es über ein vorgeschlagenes Gesetz mit Ja oder Nein. Durch ein Volksbegehren zwingt es den Nationalrat, sich mit dem jeweiligen Anliegen auseinanderzusetzen. Eines der ersten Gesetze der Republik Deutschösterreich beinhaltete auch das Wahlrecht für Frauen (1918). • Österreich ist ein Bundesstaat: Alles, was in der Bundesverfassung nicht ausdrücklich zur Bundesangelegenheit erklärt ist (zB Außenpolitik, Schulwesen, Verkehrspolitik), ist Landessache (zB Bauwesen, Jugendschutz). Der Bundesrat sichert den Bundesländern auch in der Bundesgesetzgebung Mitsprache. Er besitzt ein aufschiebendes Vetorecht gegen Gesetzesbeschlüsse des Nationalrates. Seine Mitglieder werden von den Landtagen entsendet. • Österreich ist ein Rechtsstaat: Die gesamte staatliche Verwaltung darf nur auf Grund von Gesetzen ausgeübt werden. Der Verfassungsgerichtshof überprüft, ob die Gesetze der Verfassung entsprechen. Der Verwaltungsgerichtshof wacht darüber, dass die öffentliche Verwaltung sich an die Gesetze hält. O d e r J u g o s l a w i e n U n g a r n D e u t s c h l a n d S c h w e i z D e u t s c h - B ö h m e n S u d e t e n - l a n d D e u t s c h - S ü d m ä h r e n B u r g e n l a n d 19 21 v o n U n g a r n K ä r n t e n 1 9 2 0 K a n a l t a l W i e n Ödenburg bleibt bei Ungarn T s c h e c h o s l o w a k e i U n t e r- s t e i e r m a r k P r a g M ü n c h e n I t a l i e n Ansprüche 1918/19 ohne Abstimmung verlorene Gebiete 1919 Abstimmungsgebiete Österreich heute S ü d t i r o l S u d e t e n l a n d R h e i n D e u t s c h l a n d D o n a u D o n a u D r a u Save S e e l a n d I n n Brünn E l b e E t s c h Iglau Karl Renner hatte wesentlichen Anteil an der Gründung der Republik und an der Ausarbeitung der Verfassung. (Kolorierte Zeichnung, undatiert) Das Staatswappen der Republik Österreich: der einköpfige Adler mit der Mauerkrone als Symbol für die Bürgerinnen und Bürger, die Sichel für die Bäuerinnen und Bauern und der Hammer für die Arbeiterinnen und Arbeiter. Die gesprengte Kette kam nach dem Zweiten Weltkrieg dazu. Sie versinnbildlicht die Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft. Die Gebietsansprüche Deutschösterreichs und die Grenzen der Republik Österreich Du bist dran • Erkläre deiner Banknachbarin oder deinem Banknachbarn die vier Grundsätze der Verfassung. Die Methode auf S. 44 hilft dir dabei. Österreich I – Die Erste Republik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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