Zeitbilder 4, Schulbuch

28 Von der Monarchie zur Republik Nachfolgestaaten Als die Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg offensichtlich wurde, begann der Auflösungsprozess der Donaumonarchie. Im Oktober 1918 erklärten Tschechen, Südslawen und Ungarn ihre Selbstständigkeit. Auch die Abgeordneten der deutschsprachigen Teile der Monarchie gingen diesen Weg: Der letzte Habsburgerkaiser musste diese Entwicklung anerkennen und verzichtete am 11. November 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon am nächsten Tag, am 12. November 1918, wurde vor dem Parlament unter Anteilnahme einer riesigen Menschenmenge die „Republik Deutschösterreich“ feierlich ausgerufen. Der Friedensvertrag – „Österreich, das ist der Rest“ Neue Grenzen Der Friedensvertrag von Saint Germain* 1919 legte die Grenzen des neuen Staates fest. Wie dies geschah, zeigt der Ausspruch eines führenden Vertreters der Siegermächte: „Österreich, das ist der Rest!“ Entgegen den Wünschen Österreichs kamen viele Gebiete mit deutschsprachiger Bevölkerung an andere Nachfolgestaaten der Donaumonarchie: Das Sudetenland fiel an die Tschechoslowakische Republik, Südtirol und das Kanaltal kamen an Italien und Jugoslawien erhielt die Untersteiermark. Über die Zukunft des zweisprachigen Südkärnten sollte eine Volksabstimmung entscheiden. Nicht Deutschösterreich Der Anschluss an das Deutsche Reich, den damals alle Parteien wollten, weil sie an der Lebensfähigkeit des kleinen Österreich zweifelten, wurde verboten. Die Bezeichnung „Deutschösterreich“ musste durch „Österreich“ ersetzt werden. Kärntner Volksabstimmung Im Frühjahr 1919 besetzte jugoslawisches Militär Südkärnten, da der SHS-Staat* die slowenisch besiedelten Gebiete beanspruchte. Die Bevölkerung wehrte sich jedoch im Kärntner Abwehrkampf mit Erfolg. Die Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 ging mit 59,04% der Stimmen für Österreich aus. Auch ein erheblicher Teil der Kärntner Slowenen hatte für Österreich gestimmt. Burgenland Das überwiegend deutschsprachige Westungarn wurde Österreich zugesprochen. Das Land kam erst 1921 zu Österreich, allerdings ohne das alte Zentrum Ödenburg (Sopron), das infolge einer Volksabstimmung bei Ungarn blieb. Neue Hauptstadt des neuen Bundeslandes Burgenland wurde deshalb Eisenstadt. Aus der Verzichtserklärung Kaiser Karls I. Q Nach wie vor von unwandelbarer Liebe für alle meine Völker erfüllt, will Ich ihrer freien Entfaltung Meine Person nicht als Hindernis entgegenstellen. Im Voraus erkenne Ich die Entscheidung an, die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform trifft. Das Volk hat durch seine Vertreter die Regierung übernommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. (O. Frass, Quellenbuch zur österreichischen Geschichte) Gesetz vom 12. November 1918 über Staats- und Regierungsform von Deutschösterreich Q Kraft Beschlusses der provisorischen Nationalversammlung verordnet der Staatsrat wie folgt: Art. 1 Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volke eingesetzt. Art. 2 Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik. (O. Frass, Quellenbuch zur österreichischen Geschichte) Ausrufung der Republik Österreich: Am 12. November wird die Republik Österrreich ausgerufen. (Fotografie, 1918) Du bist dran • Nenne die wesentlichen Ereignisse, wie aus der Österreichisch-Ungarischen Monarchie die Republik Österreich entstand. Österreich I – Ein neuer Staat entsteht Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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