Zeitbilder 4, Schulbuch

138 Heute gehört Österreich zu den reichsten Ländern der Welt. Die Grundlagen dafür schufen die Österreicherinnen und Österreicher bereits in den schwierigen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit aller Entschlossenheit beteiligte sich die Bevölkerung am Wiederaufbau. Und die politischen Parteien zeigten echten Willen zur Zusammenarbeit ... Der wirtschaftliche Wiederaufbau Beseitigung der Kriegsschäden Sofort nach Kriegsende begann die Bevölkerung damit, Millionen Tonnen Schutt und Trümmer wegzuschaffen – und das bei Hungerrationen. Im Winter 1946/47 gab es pro Person täglich nur noch 350 Kilokalorien. Währungsreform und Verstaatlichung Um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, führte die Regierung 1945 eine Währungsreform durch: Anstelle der wertlosen Reichsmark wurde wieder der Schilling eingeführt. Der nächste Schritt war die Verstaatlichung der wichtigsten Großbetriebe: der Kohlen- und Eisenerzabbau, die Erdölförderung und die Elektrizitätsgesellschaften, die Eisen- und Metallindustrie sowie die Großbanken (1946/47). Da diese Betriebe ab sofort dem Staat gehörten, konnten sie vor einem Zugriff der Besatzungsmächte geschützt werden, denn in der Zwischenzeit hatten die Sowjets in ihrer Zone schon viele Betriebe beschlagnahmt und dem Staat damit Milliardenwerte entzogen. Ausländische Hilfe, Marshall-Plan Ohne Hilfe wäre der rasche Wiederaufbau unmöglich gewesen. Gegen die erste Hungersnot halfen Lebensmittellieferungen aller vier Besatzungsmächte. Für einen deutlichen Wirtschaftsaufschwung sorgte zwischen 1947 und 1951 eine Milliarde Dollar aus dem Marshall-Plan (siehe S. 77). Mit diesem „Geschenk“, nach heutigem Wert etwa 7 Milliarden Euro, stellten sich bald Erfolge ein: Schon im Jahr 1950 wurde in Österreich wieder mehr produziert als vor dem Krieg. Auch die Rationierung der Lebensmittel (= der Einkauf mit Lebensmittelkarten) wurde aufgehoben. Die Große Koalition setzt sich durch 2 Jahre Konzentrationsregierung* Ein halbes Jahr nach Kriegsende fanden in Österreich erstmals wieder freie Wahlen statt. Um den Besatzungsmächten gegenüber geschlossen aufzutreten, bildete die ÖVP trotz absoluter Mehrheit mit der SPÖ und der KPÖ eine „Konzentrationsregierung“. Doch nach zwei Jahren verließ der einzige kommunistische Minister (für Energie) die Regierung. 19 Jahre Große Koalition Daher bildeten von 1947 an bis 1966 nur die beiden Großparteien ÖVP und SPÖ die Regierung – eine so genannte Große Koalition. Sie fand auch in der Bevölkerung große Zustimmung. VdU und FPÖ Während die Kommunisten immer eine Kleinstpartei blieben (maximal 5 Prozent der Stimmen; seit 1962 nur noch 1 Prozent und weniger), gewann der im Jahr 1949 neu gegründete „Verband der Unabhängigen“ (VdU) auf Anhieb 12 Prozent der Stimmen. Der VdU vertrat das „nationale Lager“. Er bekam seine Stimmen vor allem von ehemaligen Nationalsozialisten, die erstmals wahlberechtigt waren. Du bist dran • Finde heraus, welchen Mengen an Lebensmitteln eine Ration von 350 Kilokalorien entspricht. 60% Deiner Ration: In den ersten Nachkriegsjahren litt besonders die Bevölkerung in den Städten Hunger. Nahrungsmittel waren rationiert und nur mit Lebensmittelkarten oder auf dem „Schwarzmarkt“ erhältlich. Erdäpfelspenden aus der Sowjetunion, CARE-Pakete aus den USA, Spenden der UNO und anderer ausländischer Hilfsorganisationen retteten viele Österreicherinnen und Österreicher vor dem Hungertod. Legendär sind auch die russischen Erbsenspenden, die die Sowjetunion, selbst vom Krieg schwerstens betroffen, in der unmittelbaren Nachkriegszeit nach Österreich lieferte. (Plakat, 1948, Amerikahilfe) Österreich bewährt sich – wirtschaftlich und politisch Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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