Zeitbilder 4, Schulbuch
136 Vier Besatzungsmächte kontrollieren Österreich Besatzungszonen Mit Kriegsende wurde Österreich von den Siegermächten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich besetzt. Sie teilten das Land in vier Besatzungszonen auf. Auch Wien wurde viergeteilt, die Innere Stadt abwechselnd von den Alliierten verwaltet. Der Alliierte Rat Die neue österreichische Bundesregierung hatte nur wenig politische Macht. Das „letzte Wort“ in allen politischen Fragen hatte der „Alliierte Rat“. Dieser bestand aus je einem Vertreter der vier Besatzungsmächte, den so genannten „Hochkommissaren“. Alle Gesetze mussten ihnen vorgelegt werden. Mit einem einfachen „Nein“ konnten sie Gesetze zurückweisen. Lockerung der Besatzung Daher bemühten sich die österreichischen Politiker von Anfang an, den Abzug der Besatzungssoldaten und die Anerkennung als freier, unabhängiger und selbstständiger Staat zu erreichen. Nach einigen Jahren erreichte Österreich wenigstens eine Lockerung der strengen Kontrollen an den Zonengrenzen. 1947 erlaubte die Sowjetunion endlich die Heimkehr der ersten Kriegsgefangenen, der letzte Transport erfolgte 1955. Endlich, nach zehn Jahren – der Staatsvertrag! Kalter Krieg verzögerte Staatsvertrag Die Bereitschaft der Alliierten, ihre Besatzung aufzugeben, nahm mit dem Beginn des Kalten Krieges immer mehr ab. Das gegenseitige Misstrauen und die Feindseligkeiten zwischen den Westmächten und der Sowjetunion wirkten sich negativ aus: Österreich war zum „Pfand“ beider Machtblöcke geworden, das sie nicht aus der Hand geben wollten. Daher blieben die Verhandlungen um einen Staatsvertrag jahrelang ergebnislos. Neutralität als Bedingung Erst nach Stalins Tod (1953) wurden die Verhandlungen wiederaufgenommen. Die Sowjetunion wollte ein neutrales Österreich und machte dies zu einer Bedingung für einen Friedens- bzw. Staatsvertrag. Bei Verhandlungen in Moskau im April 1955 gelang der österreichischen Regierungsdelegation (mit Bundeskanzler Raab* und Außenminister Figl*, beide ÖVP, sowie Vizekanzler Schärf* und Staatssekretär Kreisky*, SPÖ) endlich der entscheidende Durchbruch: Die Sowjetunion sagte „Ja“ zu einem freien Österreich! Schließlich stimmten auch die USA einem neutralen Österreich zu, obwohl sie es lieber in einem westlichen Bündnis gesehen hätten. 15. Mai 1955 An diesem Tag unterzeichneten die Außenminister der vier Alliierten und Österreich den Staatsvertrag im Schloss Belvedere in Wien. Wenige Wochen später löste sich der „Alliierte Rat“ auf, die Besatzungstruppen zogen ab. Österreich hatte als erstes Land der nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten Länder wieder seine volle Unabhängigkeit erreicht. Österreich erklärt seine „immerwährende Neutralität“ Der Nationalfeiertag Am 26. Oktober 1955 beschloss der österreichische Nationalrat einstimmig das Bundesverfassungsgesetz über die Neutralität Österreichs – wie es der Sowjetunion versprochen war. In Erinnerung daran begehen wir diesen Tag als Nationalfeiertag! 10 Jahre lang waren die vier Besatzungsmächte in Österreich. Die „Vier im Jeep“ waren das Symbol dafür. (Fotografie um 1950) Unterschriftenseite des Staatsvertrages Außenminister Figl sagte bei der Unterzeichnung des Staatsvertrages: „Österreich jubelt heute, Österreichs Volk dankt heute für die Freiheit, Österreichs Volk geht heute aber mit dem festen Vorsatz der Pflichterfüllung für die ganze Welt an die Arbeit. Mit dem Dank an den Allmächtigen wollen wir die Unterschrift setzen, und mit Freude rufen wir aus: Österreich ist frei!“ (Fotografie, 1955) Vom besetzten Land zum freien Österreich Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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