Literaturräume, Schulbuch

Der leseraum 1 „Nur Eitelkeit auf Erden“ Gedichte von Gryphius, Opitz, Fleming und Logau Opitz und Fleming Martin Opitz war nicht nur die entscheidende Autorität in poetischen Fragen, auch sein dichterisches Werk wurde von seinen Zeitgenossen hoch geschätzt. „Teutsche Poemata“ nennt der Autor seine erste Lyrik­ sammlung (1624). Paul Flemings Gedichte zeichnen sich durch tiefes persönliches Erleben aus. Auch seine große Gedichtsammlung nennt er nationalbewusst „Teutsche Poemata“. Gryphius „nichtet“ Andreas Gryphius „nichtete“ wortgewaltiger als je ein anderer Dichter. So charakterisiert der deutsche Literaturnobelpreisträger Günter Grass den Dichter. Schon seine ersten Gedichte, die „Lissaer Sonette“, nehmen das Motiv auf, das für sein Gesamtwerk charakteristisch ist, die Vergäng­ lichkeit des Irdischen. Gryphius wurde in Schlesien geboren, das vom Ausbruch des Krieges und der Gegenreformation besonders stark be­ troffen wurde, verlor früh Vater und Mutter, musste den Schulbesuch wegen des Krieges mehrmals unterbrechen, sechs seiner sieben Kinder starben jung. Ohne Zweifel sind diese persönlichen Erfahrungen für das Werk des Autors prägend gewesen. Logau: der Epigramm-Meister Friedrich Logau ist einer der wenigen Autoren, die nur geringes Gewicht auf die Opitz ’ schen Regeln legen. Literaturwissenschafter heben an Logaus Dichtung besonders die Fülle von Einfällen, Wortspielen und die Schärfe der Kritik hervor. In seinen mehr als dreitausend Epigrammen tadelt er soziale Ungerechtigkeiten, religiöse Intoleranz und die „Kriegs­ gewinnler“, die aus den Schrecken des Krieges ihren Profit ziehen. Als Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ kämpft er auch gegen das AlamodeUnwesen in der deutschen Sprache. Andreas Gryphius: Grabschrifft Marianae Gryphiae seines Brudern Pauli Töchterlein Gebohren in der Flucht / umringt mit Schwerd und Brand / Schier in dem Rauch erstückt / der Mutter herbes Pfand / Des Vatern höchste Furcht / die an das Licht gedrungen / Als die ergrimmte Glutt mein Vaterland verschlungen. Ich habe dise Welt beschaut und bald gesegnet: Weil mir auff einen Tag all Angst der Welt begegnet. Wenn ihr die Tage zehlt; so bin ich jung verschwunden / Sehr alt; sofern ihr schätzt / was ich für Angst empfunden. Mariana Gryphius wurde am 8. Juli 1637 in Freistadt in Schlesien geboren. Am nächsten Tag wurde die Stadt völlig zerstört, Mariana wurde getötet. Die „Grabschrift“ war eine im Barock oft gepflegte Sonderform des Epigramms. 71 Der leseraum 2 4 6 8 Martin Opitz Andreas Gryphius Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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