Literaturräume, Schulbuch

53 Das funDament | DIe lIteraturübersIcht DIe lIteraturübersIcht Schreiben zur Belehrung, Unterhaltung und als Kampfmittel Die Aufgaben der Literatur Belehrung und Bildung, Kampfmittel im Dienst der politischen und religiösen Auseinandersetzung und Unter­ haltung wurden die Funktionen der Literatur. Eine besondere Aufgabe übernahm die Literatur in den Städten – einerseits diente sie in den Gymnasien zur Vertiefung der Lateinkenntnisse, andererseits als Selbstbewusstsein verleihendes Instrument der Bürger und Handwerker. Erziehung und Bildung Die Humanisten glaubten an die Wirkung von Bildung. Ein großer Teil der Literatur dieser Zeit hat deshalb lehr­ haften Charakter. Die Themen, denen sich die humanistischen Schriftsteller der Zeit wie Conrad Celtis (1459– 1508), Erasmus von Rotterdam (1469–1536), Johannes Reuchlin (1455–1522) oder Ulrich von Hutten (1488– 1523) widmen, reichen von politischen, moralischen, pädagogischen Fragen bis zu Empfehlungen zum Verhalten bei Tisch. Die Art, wie man sich in einer nicht mehr durch mittelalterliche Standesregeln geprägten Gesellschaft verhalten sollte, war eine wichtige Frage. Allerdings war die Wirkung der Schriften der Humanisten deshalb ein­ geschränkt, weil sie großteils in Latein abgefasst waren. Humanisten wie Ulrich von Hutten erkannten dieses Problem und schrieben ihre späteren Schriften deshalb auf Deutsch. Die Lehren wurden häufig in Form von Dia­ logen, Tischgesprächen oder (fingierten) Briefen gebracht. Als Beispiel finden Sie den Dialog „Der Abt und die gelehrte Frau“ von Erasmus von Rotterdam (1) . Belehrung durch die Narren Eine andere Art der lehrhaften Literatur der Zeit ist die Satire mit ihrer Sonderform, der Narrenliteratur. Die Narren halten den Menschen, die von der „wisheyt“ abgewichen sind, einen Spiegel vor, in dem sie ihr Fehl­ verhalten erkennen sollen. Das „Narrenschiff“ von Sebastian Brant (1458–1521) ist ein Hauptwerk dieser Literatur (2) . Die bekannteste Figur der Narrenliteratur wurde Till Eulenspiegel (3) . Das gedruckte Wort als Mittel im religiösen Kampf In der Reformation wurde die Literatur in hohem Maß als Waffe in der Konfrontation zwischen den religiösen Parteien eingesetzt. Erstmals spielten Flugschriften, Texte von höchstens einigen Seiten, eine bedeutende Rolle. Ihre rasche Vervielfältigung war durch den Buchdruck möglich geworden. Von 1518 bis 1524 stieg die Produkti­ on deutscher Drucke von 1500 Stück auf rund 10.000. Höchstens 10 Prozent waren, so schätzen Forscher/ Forscherinnen, nicht religiösen Inhalts. Auch die Gegner der Reformation bedienten sich der neuen Medienmög­ lichkeiten. Die Auseinandersetzungen zwischen Martin Luther (1483–1546), seinen Anhängern und seinen Geg­ nern, wie dem besonders angriffslustigen Thomas Müntzer (1489–1525), gehören zu den schärfsten dieser Zeit. Viele Humanisten standen anfangs der Reformation nahe, wandten sich aber wieder von ihr ab. Luthers An­ schauung, der menschliche Wille sei aufgrund der Erbsünde unfrei, widersprach der Hoffnung der Humanisten auf die Erneuerung des Menschen durch Bildung und Wissenschaft. AUFGABE > Erweitern Sie in Gruppenarbeit das Basiswissen zum kulturellen Hintergrund von Renaissance und Humanis­ mus: Gruppe 1: Informationen zur Kunst der italienischen Renaissance: Stichworte Florenz, Medici, Leonardo da Vinci, Raffael, Michelangelo; Gruppe 2: Informationen zur Kunst der Renaissance nördlich der Alpen: Stichworte Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Hans Holbein, Albrecht Altdorfer, Rogier van der Weyden; Gruppe 3: Baukunst der Renaissance in Österreich: Stichworte Landhaus in Graz, Schloss Porcia in Kärnten, Schallaburg in Niederösterreich, Goldenes Dachl in Innsbruck. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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