Literaturräume, Schulbuch

429 grenzenlos Schule und Familie als Thema der zeitgenössischen österreichischen Literatur Die Beschäftigung mit den Erziehungsinstitutionen Mütter, Väter, Schule ist ein zentrales Thema der zeit­ genössischen Literatur. Die bisherige literarische Tra­ dition hatte die Väter, wie zum Beispiel bei Franz Kafka, meist als Tyrannen attackiert. Die zeitgenös­ sischen Autorinnen und Autoren hingegen machen sich eher auf die Suche nach dem Vater, der aus der Familie emotional verschwindet, von seiner Arbeit ‚aufgefressen ‘ wird und den Kindern kaum als Vorbild dienen kann oder der als im Krieg Umgekommener überhaupt unbekannt geblieben ist. Angegriffen wer­ den eher die Mütter, die das Kind, zumal die Tochter, nicht loslassen. Texte über die Schule befassen sich sehr häufig mit der Internatsschule als Beispiel für au­ toritäre Institutionen. Hier eine Auswahl von Texten österreichischer Autorinnen und Autoren und des Südtirolers Joseph Zoderer: Schule Thomas Bernhard: Die Ursache (1975) Barbara Frischmuth: Die Klosterschule (1979) Paulus Hochgatterer: Über Raben (2002) Florjan Lipuš: Der Zögling Tjaž (1981) Franz Rieger: Internat in L. (1986) Joseph Zoderer: Das Glück beim Händewaschen (1976) Mütter/Familie/Familiengeschichte Arno Geiger: Es geht uns gut (2005) Erich Hackl: Auroras Anlass (1987) Peter Handke: Wunschloses Unglück (1972) Monika Helfer: Wilde Kinder (1986) Elfriede Jelinek: Die Klavierspielerin (1983) Waltraud Anna Mitgutsch: Die Züchtigung (1985); Ausgrenzung (1989) Angelika Reitzer: unter uns (2010) Margit Schreiner: Heißt lieben (2003) Gudrun Seidenauer: Aufgetrennte Tage (2009) Peter Truschner: Schlangenkind (2001) Die Väter Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil (2011) Reinhard P. Gruber: Im Namen des Vaters (1979) Josef Haslinger: Das Vaterspiel (2000) Peter Henisch: Die kleine Figur meines Vaters (Neuausgabe 2003) Paulus Hochgatterer: Wildwasser (1997) Ludwig Laher: Folgen (2005) Lisa Lercher: Zornige Väter (2010) Walter Müller: Die Häuser meines Vaters (2003) Martin Pollack: Der Tote im Bunker (2004) Margit Schreiner: Nackte Väter (1997) Brigitte Schwaiger: Lange Abwesenheit (1980) • Arbeitsvorschlag 1: Je ein(e) oder zwei Schüle­ rinnen/Schüler präsentieren ein Werk in der Klasse. Damit entsteht ein vielfältiger Überblick zumThema. • Arbeitsvorschlag 2: Nehmen Sie sich eine größere Anzahl der Werke zur Lektüre und Analyse vor und gestalten Sie damit Ihr individuelles Dossier, zum Beispiel für die mündliche Matura! Sollten Sie das Thema ausweiten wollen, so können Sie noch folgende „Klassiker“ präsentieren: Schule: Heinrich Mann: „Professor Unrat“, Hermann Hesse: „Unterm Rad“, Robert Musil: „Die Verwir­ rungen des Zöglings Törleß“, Friedrich Torberg: „Der Schüler Gerber“ Väter/Familie: Franz Werfel: „Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig“, Peter Weiss: „Abschied von den Eltern,“ Alfred Andersch: „Vater eines Mörders“, Uwe Timm: „Am Beispiel meines Bruders“ und „Lo und Lu“ von HannsJosef Ortheil, eines der wenigen „Vaterbücher“, in denen nicht der Vater zum Gegen­ stand gemacht wird, sondern der Autor sich als Vater seiner Kinder beobachtet. PROJEKTE Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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