Literaturräume, Schulbuch

428 DIe gegenWartslIteratur – mIt österreIchschWerpunkt Überprüfen Sie weiter! Natürlich können Ihnen die „Literaturräume“ nur einen momentanen Befund anbieten. Inwieweit Strigls Thesen für die Zukunft gelten, können nur Sie selbst überprüfen, durch Ihre Beschäftigung mit der modernen österreichischen Literatur. Qualitätszeitungen, Rundfunk/Fernsehen in­ formieren laufend über neue Bücher; Bestsellerlisten und Rezensionen, zum Beispiel zur österreichischen Gegenwartsliteratur auf www.literatur­ haus.at/ , Link „Buchmagazin“, bieten gute Orientierung, die Sie neugierig machen kann für Literatur – weit über den Deutschunterricht hinaus. Wie geht es weiter mit den Büchern? Die Welt der Bücher und damit die Welt der Literatur befindet sich in radikalem Umbruch. Internet, EBooks, Books on demand, Hörbücher führen, Experten zufolge, zu ähnlich radikalen Veränderungen des Buch­ wesens und der Literatur wie Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks. Zu einer besonders dramatischen Veränderung in der Buchwelt könnten Be­ strebungen führen, in Zukunft „alle“ Bücher der Welt im Internet abruf­ bar zu machen und zum Download bereitzustellen. Alle Bücher der Welt im Internet Digitalisierte Literatur ist nichts Neues mehr. Im Internet sind klassische Texte der deutschen Literatur von mehr als 1000 Autoren zum Beispiel seit Jahren im Projekt GutenbergDE abrufbar. Was allerdings die Inter­ netsuchmaschine Google in Angriff genommen hat, soll die bisherigen Möglichkeiten, mit Texten im Internet zu arbeiten, weit übersteigen. Google ist dabei, ganze Bibliotheken online zur Verfügung zu stellen. Der Vorteil für Google liegt auf der Hand: Das Unternehmen verdient sein Geld durch den Verkauf von Anzeigen auf seiner Website – je größer die Zahl der wissensdurstigen Besucher bei Google ist, desto höher sind die Werbeeinnahmen. Die vollständige Abrufbarkeit 15 Millionen älterer Bände amerikanischer Universitäten ist das erste Ziel. Werke, die noch urheberrechtlich geschützt sind – im Allgemeinen 70 Jahre – sollen so ins Netz gestellt werden, dass ein gewisser Prozentsatz einsehbar, aber nicht auszudrucken oder downloadbar ist. Ein Gegengewicht zu und eine Kooperation mit Google Die „Europäische Digitale Bibliothek “ der EU – http://www.europeana . eu/portal/ – möchte deshalb ein Gegengewicht zu Google bilden und bietet zurzeit über 15 Millionen Texte, Bilder, Tonaufnahmen, Videos gratis an. Verlage und Autoren sollen fair entschädigt werden. Manche Bibliotheken suchen auch die Kooperation mit Google, um ihre Bücher besser zugänglich zu machen. So ist die Österreichische Nationalbibliothek dabei, ihren kompletten Buchbestand vom 16. bis zum 19. Jahrhundert on­ line zu stellen. Rund 400.000 urheberrechtsfreie Werke werden dann über die Digitale Bibliothek der ÖNB und über die GoogleBuchsuche benutzt werden können. Freilich bleiben Fragen: Inwieweit kann über solche Projekte das Buch neue Leser und Leserinnen erreichen, in­ wieweit sind Buchverlage in ihrer Existenz gefährdet und damit das Drucken von Büchern überhaupt, wenn Millionen Bücher frei im Internet abrufbar sind? Inwieweit werden Bücher, die nicht ins Netz gestellt werden, „vergessen “ oder gar nicht wahrgenommen? Inwieweit werden noch Bücher geschrieben, wenn sie möglicher­ weise im Internet erscheinen, ohne dass die finanziellen Rechte der Autorinnen und Autoren gesichert sind? INFO Best before: die Beständigkeit von Wissens- speichern Tontafeln mit Keilschrift: mehr als 4500 Jahre Stein: mehrere Jahrtausende Pergament: mehr als 2000 Jahre säurebeständiges Papier: 500 bis 600 Jahre nicht säurebeständiges Papier: 40 bis 50 Jahre Diskette, CD, DVD: offiziell 30 bis 100 Jahre; Problem der ausschließ­ lichen Lesbarkeit durch „Maschi­ nen“ und des schnellen Wechsels der Hardware. INFO Alexandria: der erste Versuch, das ganze Wissen der Welt zu sammeln Als der ägyptische Herrscher Ptolemäus I. im Jahr 288 v. Chr. die Bibliothek von Alexandria gründete, plante er, sämtliche Texte seiner Epoche dort zu sammeln, um sie für Gelehrte zugänglich zu machen. Seine Nachfolger wandten schärfere Mittel an, um den Bestand zu vergrößern. Ptolemäus III. forderte „die Herrscher der Erde “ mit Drohungen auf, ihm „alle ihre Bücher “ zur Abschrift zu überlas­ sen. Keine Umstände machte man auch mit den Schiffen, die in Alexandria einliefen: Hatten Sie Texte an Bord, wurden diese beschlagnahmt und der Bibliothek einverleibt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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