Literaturräume, Schulbuch
Romedius Mungenast (1953–2006): „Jenisches Liebesgedicht“ Das Jenische ist die Sprache der Nachkommen von Tirolern und Tirolerinnen, die über Jahrhunderte jährlich ihr Land verlassen mussten, um ihr Leben als Taglöhner, fahrende Händler, Pechbrenner, Sängerinnen, Kesselflicker zu sichern, ständig der Missachtung und dem Misstrauen der Sesshaften ausgesetzt. Dies zeigt sich schon in der 423 Der fokus ker brez tega dokumenta bi pač ne bil Gustav Januš Bib bi le človek, a ne občan, ne deželan in ne državljan. Bil bi kot polž ali zajec – nekje že na tem Božjem svetu – ne pa tisti, ki bi moral biti – Gustav Januš. Živel bi divje, nikjer ne in povsod bi bil doma in nazadnje bi umrl brez imena. Na grobnem kamnu bi bil samo napis: tu je pokopan človek. In našel se je dokument in spet sem Gustav Januš, rojen v Selah. 10 12 14 16 18 20 22 24 26 Der erste Schnee Am Morgen ist der erste Schnee gefallen. Zu Mittag habe ich mich auf den Weg gemacht. Weil es kalt war, habe ich mir den Mantel angezogen. Ich mag den Schnee, denn er verhüllt all die braunschwarze Fäulnis des späten Herbstes und verwandelt die ganze Natur in einen stillweißen Landstrich. Ich mag auch die Kälte, bringt sie doch all jene Fliegen um, die mich im Sommer gestochen haben, und macht aus Bäumen und Dächern Eisaltäre. Bekümmern tun mich freilich die Blumen in meinem Beet. 2 4 6 8 10 12 14 16 AUFGABEN > Arbeitsvorschlag eins: Ersuchen Sie innerhalb oder außerhalb der Klasse Schüler/Schülerinnen oder Erwachsene nicht deutscher Muttersprache, den sprachlich nicht sehr schwierigen Text „Das Dokument“ in ihre Muttersprache zu übertragen und vorzulesen. > Arbeitsvorschlag zwei: Übersetzen Sie den Text in Gruppenarbeit mit Hilfe Ihres Fremdsprachenlehrers/ Ihrer Fremdsprachenlehrerin in eine von Ihnen gelernte Fremdsprache. Sollten Sie den Text ins Englische oder Italienische übertragen, so können Sie Ihre Übersetzung mit einer „Profiübertragung“ vergleichen. Das Gedicht ist im Band „Metulj – Der Schmetterling – La farfalla – The butterfly“ von Gustav Januš (1999) auch in diesen beiden Sprachen abgedruckt. > Arbeitsvorschlag drei: Dichten Sie Ihr persönliches Gedicht zumThema „Verloren und (nicht) wieder gefunden“! Sie können dabei die Gliederung des Gedichtes von Januš übernehmen: Ort/Zeitpunkt des Verlierens, verlorener Gegenstand, befürchtete Konsequenzen (eingetretene Konsequenzen), glückliches/ nicht glückliches Ende. Behalten Sie auch den „unaufgeregten“ Stil von Januš bei! AUFGABEN > Beschreiben Sie das Verhältnis des Autors zum Winter! An welcher Stelle scheint Ironie durch, an welcher das selbstverständliche Mitfühlen mit der Natur? > Schreiben Sie in Ihrer Muttersprache das „ErsteSchneeGedicht“ des Kindes, das Sie einmal waren, oder des Autofahrers in der Stadt oder der alten Dame oder des Spaziergängers oder des Heizölhändlers …! > Fotografieren Sie auf dem Weg zur Schule Ausschnitte aus einem Wintertag (eventuell HandySchnapp schuss), legen Sie es jemandem aus der Klasse vor und laden Sie Ihren Mitschüler/Ihre Mitschülerin ein, dazu einen kurzen Text zu verfassen! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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