Literaturräume, Schulbuch

Das Vorbild für Markovićs „österreichisches“ Schreiben ist die Erzählung „Gehen“ von Thomas Bernhard. Hier der Beginn von Bernhards Text: Während es bei Bernhard um eine Gruppe übersensibler Denker geht, verlegt Marković in „Ausgehen“, auf Ser­ bisch geschrieben und ins Deutsche „rückübersetzt“, die Handlung in die Belgrader ClubbingSzene. Nicht mehr Gehen, sondern Ausgehen ist „in“ – oder auch nicht mehr ganz, denn von drei Freundinnen beschließt plötzlich eine, nicht mehr auszugehen. Die Discoszene ist ihr zu dumm, die Musik zu billig geworden, „Plastikman“ gibt ihr den Rest. Die beiden anderen denken an die ExClubberin zurück, die seither nur mehr vor der „Glotze sitzt“ , für Marković die moderne Variante des Irrenhauses. Der Beginn von „Ausgehen“ lautet so: 421 Der fokus Während ich, bevor Karrer verrückt geworden ist, nur am Mittwoch mit Oehler gegangen bin, gehe ich jetzt, nachdem Karrer verrückt geworden ist, auch am Montag mit Oehler. Weil Karrer am Montag mit mir gegangen ist, gehen Sie, nachdem Karrer am Montag nicht mehr mit mir geht, auch am Montag mit mir, sagt Oehler, nachdem Karrer verrückt und sofort nach Steinhof hinaufgekommen ist. Und ohne zu zögern, habe ich zu Oehler gesagt, gut, gehen wir auch am Montag, nachdem Karrer verrückt geworden ist und in Steinhof ist. Während wir am Mittwoch immer in die eine (in die östliche) Richtung gehen, gehen wir am Montag in die westliche, auffallenderweise gehen wir am Montag viel schneller als am Mittwoch, wahrscheinlich, denke ich, ist Oehler mit Karrer immer viel schneller gegangen als mit mir, weil er am Mittwoch viel langsamer, am Montag viel schneller geht. Aus Gewohnheit gehe ich, sehen Sie, sagt Oehler, am Montag viel schneller als am Mittwoch, weil ich mit Karrer (also am Montag) immer viel schneller gegangen bin als mit Ihnen (am Mittwoch). Weil Sie, nachdem Karrer verrückt geworden ist, nicht mehr nur am Mittwoch, sondern auch am Montag mit mir gehen, brauche ich meine Gewohnheit, am Montag und am Mittwoch zu gehen, nicht zu ändern, sagt Oehler, freilich haben Sie, weil Sie jetzt Mittwoch und Montag mit mir gehen, Ihre Ge- wohnheit sehr wohl verändern müssen und zwar in für Sie wahrscheinlich unglaublicher Weise verän- dern müssen, sagt Oehler. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 Während ich, bevor Bojana vom Clubben genug hatte, nur am Samstag mit Milica ausgegangen bin, gehe ich jetzt, nachdem Bojana vom Clubben genug hat, auch am Sonntag mit Milica aus. Weil Bojana am Sonntag mit mir ausgegangen ist, gehst du jetzt, nachdem Bojana am Sonntag nicht mehr mit mir ausgeht, auch am Sonntag mit mir aus, sagt Milica, nachdem Bojana jetzt genug hat und vor der Glotze klebt. Und ohne zu zögern, habe ich zu Milica gesagt, gut, gehen wir auch am Sonntag aus, nachdem Bojana die Nase voll hat und vor der Glotze klebt. Während wir am Samstag immer ins Basement (welches fancy ist) ausgehen, gehen wir am Sonntag ins Idiot (welches trash ist), auffallen- derweise gehen wir am Sonntag viel früher aus als am Samstag, wahrscheinlich, denke ich, ist Milica mit Bojana immer früher ausgegangen als mit mir, weil sie am Samstag viel später, am Sonntag viel früher ausgeht. Aus Gewohnheit gehe ich, wie du siehst, sagt Milica, am Sonntag viel früher aus als am Samstag, weil ich mit Bojana (also am Sonntag) immer viel früher ausgegangen bin als mit dir (am Samstag). Weil du, nachdem Bojana die Nase voll hat, nicht mehr nur am Samstag mit mir ausgehst, sondern auch am Sonntag, brauche ich meine Gewohnheit, am Sonntag und am Samstag auszuge- hen, nicht zu ändern, sagt Milica, freilich hast du, weil du jetzt am Samstag und am Sonntag mit mir ausgehst, deine Gewohnheit sehr wohl ändern müssen, und zwar in einer für dich wahrscheinlich unglaublichen Weise, sagt Milica. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 AUFGABE > Wer sind die Hauptpersonen der beiden Texte, welche Veränderungen gehen in ihnen vor? Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=