Literaturräume, Schulbuch
358 DIe lIteratur zWIschen 1945 unD 1968 auf Den punkt gebracht Die Literatur zwischen 1945 und 1968 auf den Punkt gebracht • Die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, die Ermordung von Millionen in den Konzentrationslagern, die neue atomare Bedrohung bestimmen die Thematik der Literatur der 50erJahre ebenso wie die Frage, wie ein Neubeginn nach Krieg und NSDiktatur möglich ist. • Die Schlagworte „Kahlschlag“ und „Trümmerliteratur“ etikettieren die Situation der Literatur. • Ein wesentliches Problem für die Literatur besteht darin, wie und ob man die geschehenen Gräuel über haupt sprachlich darstellen kann oder darf, ohne Gefahr zu laufen, dass die Gräuel literarisch konsumierbar und verharmlost werden; Ausgangspunkt für diese Frage ist der Satz von Adorno, dass es barbarisch sei, nach Auschwitz noch Gedichte zu schreiben. • Nelly Sachs und Paul Celan stehen beispielhaft für den Versuch, das „Unsagbare“ in der Lyrik dennoch zur Sprache zu bringen. • Die Not der Nachkriegszeit spiegelt sich z. B. in den Gedichten Eichs und den Kurzgeschichten Borcherts. Nach Jahren der erzwungenen Abschottung der deutschen Literatur wird der Einfluss der europäischen und Weltliteratur bedeutend. • Die 60erJahre sind charakterisiert durch eine Literatur, die sich kritisch mit der Nachkriegsgesellschaft, ihrem oft schnellen Vergessen und der auf einseitiges Wirtschaftsdenken zielenden Wirtschaftswunderwelt befasst. Beispiele dafür sind die Romane von Böll, Grass, Lenz, Koeppen, die spät Beachtung findenden Romane von Hans Lebert und die Lyrik Bachmanns und Enzensbergers. • Die atomare Bedrohung wird exemplarisch im Gedicht „Hiroshima“ von Marie Luise Kaschnitz thematisiert; Gottfried Benn ist der bedeutendste Lyriker, der Lyrik „freihalten“ will von politischen und kritischen Inhalten. • Max Frisch stellt die Frage nach der Möglichkeit der Individualität in der Gesellschaft; für Friedrich Dürren matt ist angesichts einer absurden Welt nicht mehr das Tragische, sondern höchstens das Tragikomische Thema der Literatur. Mit beiden Autoren erreicht die Schweizer Literatur einen weltliterarischen Rang. • Die Wiener Gruppe – Artmann, Rühm, Achleitner – sowie Jandl, Mayröcker, Okopenko setzen in ihren experimentellen Texten auf Kritik an der Sprache. • Die Mikrodramen Wolfgang Bauers zerstören bewusst die traditionelle, auf Veränderung und Aufklärung zielende Theaterform. • Eine Sonderstellung nimmt die Literatur der ehemaligen DDR ein, die den „sozialistischen“ Aufbau des Landes unterstützen sollte; kritische Autoren/Autorinnen wurden zum Teil ausgebürgert. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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