Literaturräume, Schulbuch

eXpressIonIsmus unD DaDaIsmus (1910–1920/1925) Die Expressionisten: mit der Literatur den „neuen Menschen“ schaffen; die Dadaisten: Spott und Sprachzertrümmerung 1910 Optimistischer Aufbruch der Künstler mit dem Ziel, durch Kunst und Literatur politische Veränderungen zu erreichen und einen „neuen Menschen“ zu schaffen. 1920 Ende des Expressionismus: Die Ziele des „Aufbruchs“ und der „Verwandlung“ mit Hilfe der Kunst erscheinen nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs nicht verwirklichbar. Die Lyriksammlung „Menschheitsdämmerung“ sieht den Expressionismus bereits als zu Ende gehende Epoche. 1925 Ende des Dadaismus: Die zeitweise stabiler gewordenen politischen Verhält­ nisse der Weimarer Republik entziehen dem Dadaismus, der sich als permanente künstlerische Revolte versteht, den Boden. 267 Das funDament Massengesellschaft und Weltkriegskatastrophe Eine Kampfansage Es sind die rapiden Veränderungen des Lebens zu Beginn des 20. Jahrhunderts, gegen die sich die expressionis­ tische Kunst und Literatur richtet: Großstädte, Massengesellschaft, rücksichtslose Industrialisierung, Militaris­ mus, die politische Manipulation, mit der Europa in den Ersten Weltkrieg geführt wird, und die zerstörerischen Konsequenzen dieses Krieges. Getragen wird diese Bewegung von den in den 80erund 90erJahren des 19. Jahr­ hunderts Geborenen. Die Politik, die in den Krieg geführt hat, halten sie für verlogen und zerstörend. Aber auch der hemmungslose technische Fortschritt ist für die Expressionisten fragwürdig. Denn er macht die einen ver­ mögend und drängt die anderen ins Elend. Was soll das für ein „Fortschritt“ sein, der von der mörderischen Ge­ wehrkugel zur noch mörderischeren Granate führt, fragt sinngemäß der Expressionist Gottfried Benn. Der Autor und Dichtungstheoretiker Hermann Bahr charakterisiert die Zeit als Epoche der Verstörung und Angst, aus der die Kunst heraushelfen soll. Darum geht es, dass der Mensch sich wiederfinden will. […] Die Maschine hat ihm die Seele wegge- nommen […]. Darum geht es; alles, was wir erleben, ist nur der ungeheure Kampf um den Menschen, Kampf mit der Maschine. Wir leben ja nicht mehr, wir werden gelebt. Niemals war eine Zeit von solchem Entsetzen geschüttelt, von solchem Todes- grauen. […] Niemals war der Friede so fern und die Freiheit so tot. Die ganze Zeit wird ein einziger Notschrei. Auch die Kunst schreit mit, in die tiefe Finsternis hinein, sie schreit nach Hilfe, sie schreit nach dem Geist: Das ist der Expressionismus! Der Einfluss von Nietzsches „Zarathustra“ Die philosophische Grundlage für die Kritik an der Zeit liefert den Künstlern wiederum Friedrich Nietzsche, ins­ besondere mit seiner Schrift „Also sprach Zarathustra“. In diesem Werk stellt Nietzsche dem nur auf seinen kleinlichen Profit achtenden „letzten Menschen“ , der eigentlich das Leben verneint und zerstört, den „Über- menschen“ gegenüber. Er verachtet die herrschende Moral, das Denken, die Gesellschaft und wächst über seine persönliche Kleinlichkeit hinaus. 2 4 6 8 10 12 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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