Literaturräume, Schulbuch
250 symbolIsmus, ImpressIonIsmus, fIn De sIècle, WIener moDerne DIe lIteraturübersIcht Schreiben im Spannungsfeld zwischen Kunst und Realität Das „Nervöse“ muss in die Literatur Bahnbrechend für die Literatur der Wiener Moderne ist Hermann Bahr. Auf Reisen nach Frankreich hatte er den Symbolismus kennengelernt. 1891 erschien sein Essay „Die Überwindung des Naturalismus“. Für Bahr soll der Künstler „nicht länger ein Werkzeug der Wirklichkeit sein“ . Der Naturalismus sei nur eine „Episode der Verirrung“ gewesen. Die neue Literatur müsse sensibel sein, das „Nervöse“ des Menschen zur Sprache bringen. Mit dem „Nervösen“ meint Bahr das Seelenleben des Menschen, seine psychischen Zustände. So kehrt die „verlorene Freu- de in die Kunst zurück. Die Gefangenschaft im Äußeren und die Knechtschaft unter der Wirklichkeit machten den großen Schmerz. […] Aber jetzt wird eine jubelnde Befreiung […] sein.“ Die Kultivierung der Sensibilität bleibt ein Privileg Die feine Beobachtung des Innenlebens, das Genießen ästhetischer Sinneswahrnehmungen brauchen auch eine soziale Grundlage, und zwar eine gesicherte Existenz. Wer sich täglich um das Überleben sorgen oder um ein menschenwürdiges Dasein kämpfen muss, kann seinen Sinn für das Schöne wenig trainieren. Es ist deshalb nicht überraschend, dass fast alle Autoren des Fin de Siècle aus den mit Kunst und Literatur traditionell vertrauten, Albertina, Museum für Angewandte Kunst, MUMOK, Sammlung Leopold, Kunsthalle Wien, Österreichische Galerie im Belvedere, SigmundFreudMuseum, Historisches Museum der Stadt Wien, Jüdisches Museum, Kunstforum, Arnold Schönberg Center etc. und auch die Sites zu einzelnen Bauwerken (Kirche am Steinhof, Postsparkasse, Wiener Stadtbahn, …). Gruppe 1: Malerei: Die Secession; Egon Schiele, Gustav Klimt, Carl Moll, Oskar Kokoschka Gruppe 2: Architektur: Otto Wagner, Josef Hoffmann, Adolf Loos Gruppe 3: Kunsthandwerk, Innenarchitektur, Wohnkultur: Kolo Moser, Josef Hoffmann, Josef Maria Olbrich, Wiener Werkstätte, Jugendstil Gruppe 4: Musik: Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern Gruppe 5: Philosophie/Psychologie: Ernst Mach, Fritz Mauthner; Sigmund Freud, Alfred Adler; Wiener Kreis (Moritz Schlick, Rudolf Carnap); Ludwig Wittgenstein Gruppe 6: Wiener Medizinische Schule: Anton Eiselsberg, Julius WagnerJauregg, Karl Landsteiner, Robert Bárányi Alternativvorschlag: Der Band „Eine Liebe in Wien“ von Dietmar Grieser stellt die teilweise tragischen Beziehungen von Persönlichkeiten der österreichischen Kulturgeschichte dieser Zeit dar, wie z. B. von Klimt, Rilke, Loos, Schnitzler, Schiele, Zweig. Die einzelnen Kapitel eignen sich gut für eine kurze Präsentation. Die Lage der Ziegelarbeiter am Beispiel ihrer Wohnverhältnisse, beschrieben vom Reformpolitiker Victor Adler: „Seit einiger Zeit ‚wohnen‘ die Ledigen in eigenen Schlafräumen. Ein nicht mehr benützter Ringofen, eine alte Baracke, wird dazu benützt. Da liegen denn in einem einzigen Raume 40, 50 bis 70 Personen. Holzpritschen, elendes altes Stroh, darauf liegen sie Körper an Körper hingeschlichtet. In einem solchen Raume, der etwa 10 Meter lang, 8 Meter breit und höchstens 2,2 Meter hoch ist, liegen über 40 Personen. [...] Da liegen sie denn, diese armen Menschen, ohne Betttuch, ohne Decke. Alte Fetzen bilden die Unterlage, ihre schmutzigen Kleider dienen zum Zudecken. Manche ziehen ihr einziges Hemd aus, um es zu schonen und liegen nackt da. [...] Aber noch mehr. In einem dieser Schlafsäle, wo 50 Menschen schlafen, liegt in einer Ecke ein Ehepaar. Die Frau hat vor zwei Wochen in demselben Raume, in Gegenwart der 50 halbnackten, schmutzigen Männer, in diesem stinkenden Dunst entbunden!“ INFO Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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