Literaturräume, Schulbuch

Der poetIsche realIsmus (1850–1900) Keine „nackte“ Wirklichkeit, sondern Verklärung, Resignation, Hinnehmen der Realität 1850 Das Scheitern der Revolution von 1848 führt in der Literatur zu einer illusionslosen Darstellung der Wirklichkeit. Das Bürgertum, Träger der Literatur, versucht seine fehlende politische Bedeutung durch Kunst, Bildung, wirtschaftliche Macht auszugleichen. 1898 gilt als „Orientierungsdatum“ für das Ende des poetischen Realismus; in diesem Jahr sterben als dessen letzte Vertreter Theodor Fontane und Conrad Ferdinand Meyer. Aber schon seit den späten 80erJahren gibt es naturalistische Tendenzen in der Literatur, welche die sozialen Probleme als wichtigstes Thema auffassen. Seit den 90erJahren erscheinen andererseits literarische Strömun­ gen wie die Wiener Moderne, die eine realistische Darstellung weitgehend ablehnen. 211 Das funDament Die enttäuschten Hoffnungen des Bürgertums „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten!“ In Wien war die Revolution von 1848 im Oktober endgültig niedergeschlagen worden, in Preußen einige Tage später. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lässt Anfang November seine Truppen in Berlin einrücken, die letzten Revolutionäre erschießen oder verhaften und die Nationalversammlung auflösen. „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten!“ , soll der Preußenkönig angeblich ausgerufen haben. Das liberale Bürgertum hatte sich für eine Verfassung und demokratische Rechte eingesetzt, es wendet sich nun nach dieser politischen Enttäuschung weitgehend von der Politik ab. Die rasche wirtschaftliche Entwicklung, von der vor allem das Bürgertum profi­ tiert, begünstigt diesen Prozess. Wirtschaftliche Dominanz und Bildung als Ersatz für politische Macht Im Gegensatz zur politischen Stagnation kam es in Deutschland, weniger in Österreich, zu einem stürmischen Wirtschaftsaufschwung. Die industrielle Revolution intensivierte sich. Innerhalb des Bürgertums entwickelte sich eine Schicht von Industriegründern, deren Namen heute noch ein Begriff sind, wie zum Beispiel Krupp, Zeiss, Siemens. Der Begriff „Bürger“ wird zu einem aus der domi­ nanten wirtschaftlichen Stellung abgeleiteten Ehrentitel. Dies steht ganz im Gegensatz zur Romantik, wo der Begriff den spießerhaften, dumpfen „Philister“ bezeichnete. Von seiner wirtschaftlichen Vormachtstellung leitet das Bür­ gertum auch moralische Überlegenheit ab. Kultur und Tra­ dition sollen die soziale und moralische Position sichern. Bildung soll einerseits den Bürger vom Adel abheben, aber auch vom angeblich „nackten Materialismus“ der Proleta­ rier. Deren soziale Forderungen wurden 1848 mit dem „Kommunistischen Manifest“ von Karl Marx und Friedrich Engels formuliert. Die Reclam-Hits im langjährigen Durchschnitt INFO 1. Goethe: Faust I 2. Büchner: Woyzeck 3. Lessing: Nathan der Weise 4. Hauptmann: Bahnwärter Thiel 5. Goethe: Die Leiden des jungen Werther 6. Kafka: Die Verwandlung 7. Nestroy: Der Talisman 8. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi 9. Shakespeare: Romeo und Julia 10. Wedekind: Frühlings Erwachen 11. Schiller: Kabale und Liebe 12. Schiller: Die Räuber 13. Lessing: Emilia Galotti 14. Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts 15. Schnitzler: Leutnant Gustl 16. EbnerEschenbach: Krambambuli 17. Nestroy: Lumpazivagabundus 18. Shakespeare: Hamlet 19. Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe 20. Hofmannsthal: Jedermann Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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