Literaturräume, Schulbuch

Das bIeDermeIer unD DIe lIteratur Des vormärz (1820–1848) Die Gratwanderung zwischen verhaltener Kritik und offener Opposition, Ruhe und Arrest 1819, 1820 „Karlsbader Beschlüsse“ und „Wiener Schlussakte“: Zensur, Bespitzelung begünstigen den „biedermeierlichen“ Rückzug ins Private. 1830 Julirevolution in Paris: Forderungen nach größerer politischer und persönlicher Freiheit artikulieren sich in der Literatur des „Vormärz“. 1848 Februarrevolution in Paris, Märzrevolu­ tion in Wien und Berlin: Kette von demokra­ tischbürgerlichen, sozialen und nationalen Aufständen in Österreich, Ungarn, Deutsch­ land, Frankreich; militärische Niederschlagung der Aufstände, Niederlage der Revolution. 185 Das funDament Von Revolution zu Revolution Träume von Freiheit und Demokratie „Liberté, Egalité, Fraternité“ – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – hatte 1789 die Französische Revolution ver­ kündet. Doch nach dem Staatsstreich Napoleons von 1799 hatten die Revolutionsideale zugunsten von Bona­ partes neuer Alleinherrschaft abdanken müssen. Napoleons siegreiche Kriege gegen Deutschland und Österreich machten Frankreich zur ersten Macht in Europa. 1806 löste auf Druck Napoleons Kaiser Franz II. das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ auf. Doch kritische Stimmen gegen Napoleon und seine Besatzungspolitik wurden in Deutschland bald laut, vor allem romantische Philosophen und Autoren wie Fichte und Eichendorff riefen zum Widerstand auf. Die antifranzösische Stimmung mündete in die Befreiungskriege. In der „Völker­ schlacht“ bei Leipzig wurde Napoleon geschlagen. Der Wiener Kongress ordnete in der Folge Europa neu. Nach der Befreiung hatten sich in den deutschen Staaten Hoffnungen auf demokratische Mitsprache gebildet. Doch durch ihren Sieg über Napoleon wurden die Herrscherhäuser in Österreich und Preußen gefestigt, die Hoff­ nungen des Bürgertums auf Mitsprache erfüllten sich nicht. Die „Restauration“ versuchte in Europa autoritäre politische Verhältnisse wie vor der Französischen Revolution wiederherzustellen. Ein Erfolgsautor wird ermordet: die „Karlsbader Beschlüsse“ Am 13. März 1819 ermordet der Student Karl Ludwig Sand den Dichter August von Kotzebue. Der Autor war mit 250 regelmäßig aufgeführten Theaterstücken der Erfolgsautor seiner Zeit. Außer mit seinen trivialen Stücken hatte sich Kotzebue auch mit dem „Literarischen Wochenblatt“ in Szene gesetzt, in dem er liberale Ideen ver­ spottete. Die Ermordung Kotzebues bot dem österreichischen Staatskanzler Metternich Anlass, mit den „Karls­ bader Beschlüssen“ gegen „gefährliche demagogische Umtriebe“ vorzugehen. Studentische Verbindungen wurden verboten, Schüler vom Gymnasium verwiesen, Lehrer entlassen. Die für Österreich und die deutschen Staaten zuständige „CentralUntersuchungsCommission“ zensierte Zeitungen und Bücher. Ausgenommen waren nur Werke über 20 Druckbogen (320 Seiten). Sie wurden für „ungefährlich“ gehalten, weil man annahm, dass sie wegen ihres Umfangs kaum gelesen würden. Die repressiven Maßnahmen schüchterten zwar ein, führten aber auch zu wachsender Empörung. Die sozialen Probleme der kleinen Bürger und Handwerker Zusätzlich zu den Forderungen nach Demokratisierung verschärften sich die Forderungen nach sozialer Gerechtig­ keit. Manche Schichten des Bürgertums profitierten durch Gesetze zur Erleichterung von Handel und Produktion, manche wurden zu großen Industriellen, und mit dem Kotzebue ist „kotzebuh“. INFO Das „e“ oder auch „i“ nach einem Vokal wird in norddeutschen Familienund Ortsnamen nicht gesprochen. Es bezeichnet die Länge des vorangehenden Vokals, so zum Beispiel in Itzehoe, Oldesloe, Voigt . Ähnliche Funktion hat das „w“ nach Vokal im Auslaut: „Wussow“ ist „Wussoh“ . Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rl gs öbv

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