Literaturräume, Schulbuch

180 „Faust“ muss weitergehen Die Wette ist noch nicht gewonnen Erinnern Sie sich an „Faust I“. Im Himmel wurde zwischen Gott und Mephistopheles um Fausts Seele gewettet. Der Teufel hat dann gewonnen, wenn er Faust vom Streben nach Erkenntnis abhalten kann. Der Sieg Mephistos steht fest, wenn Faust zum Augenblicke sagt: „Verweile doch! du bist so schön!“ Doch das ist noch nicht gesche­ hen. Das Drama muss weitergehen, bis von den beiden Wettpartnern im „Prolog im Himmel“ im ersten Teil von Goethes „Faust“ einer gewonnen hat: entweder Gott oder Mephistopheles. Vom Norden in den Süden, von der Liebe zur Arbeit Spielte „Faust I“ im deutschen Norden, so rückt Goethe, ohne Zweifel durch seine Italienreise beeinflusst, die Schauplätze nun in den Süden, vor allem in das klassische Griechenland. Auch sein Streben verändert sich. Nicht mehr die Liebe wird zum Versuch, den glücklichen Augenblick zu erleben, sondern in erster Linie die „Tat“. Personen, Schauplätze Schon Personenverzeichnis und Schauplatzangaben zeigen, wie vielschichtig das Werk ist. Antikes, Politisches, Religiöses, Gesellschaftskritisches, Symbolisches, Metaphorisches bestimmen diesen von Forschern als „in der Weltliteratur beispiellose(s) Gesamtkunstwerk“ bezeichneten zweiten Teil. Viele Personen sind nur mit speziellem Wissen aufzulösen. So zum Beispiel sind die „Phorkyaden“ Frauen aus der griechischen Mythologie, die schon als Greisinnen zur Welt kamen. Auch Philemon und seine Frau Baucis gehören in die antike Mythologie. Sie sind die einzigen, welche den inkognito auf die Erde zu Besuch kommenden Zeus in ihrem Haus aufnehmen und bewir­ ten. Zeus bedankt sich bei ihnen, indem er ihren Wunsch erfüllt, sich nie trennen zu müssen. Hier finden Sie eine Übersicht zu Personen und Schauplätzen – zur Orientierung, keineswegs zum „Auswendig­ lernen“: Personen: Faust – Mephistopheles – Kaiser – Paris – Helena – Baccalaureus – Wagner – Homunculus – Lynkeus, der Turmwächter – Die Phorkyaden – Euphorion, Fausts und Helenas Sohn – Raufebold, Habebald und Halte­ fest: drei Gewaltige – Philemon und Baucis – Vier graue Weiber: Mangel, Sorge, Schuld und Not – Büßerin – Mater Gloriosa – und viele andere. Wichtige Schauplätze: Kaiserliche Pfalz – Finstere Galerie – Laboratorium – Pharsalische Felder – Am Peneios – Felsbuchten des Ägäischen Meeres – Vor Menelaos’ Palast in Sparta – Innerer Burghof – Hochgebirge – Zelt des Gegenkaisers – Palast – Bergschluchten. Zeit: 16. Jahrhundert und klassisches Altertum. Das Handlungsgerüst Papiergeld, Paris und Helena Faust wacht nach der Gretchentragödie in einer „anmutigen“ Gegend auf. Er begibt sich mit Mephisto in die Po­ litik und erscheint am Hofe des Kaisers. Mephisto schlägt vor, dessen finanzielle Schwierigkeiten durch die Ein­ führung von Papiergeld zu beheben. Der Kaiser profitiert, ist zufrieden und hat einen weiteren Wunsch: Das goethe: „faust. Der tragöDIe zWeIter teIl“ (1831) Das 4. faust-fenster: Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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