Literaturräume, Schulbuch

174 DIe romantIk (1795–1835) Der fokus Die Frauen der Romantik: als Gastgeberinnen beliebt, als Autorinnen meist ignoriert „Schreibende Frauen verletzen Sitte und Würde“ Sophie La Roches „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“, der erste „Frauenroman“ (1771), war ein Anstoß für immer mehr Frauen, selbst zu schreiben. Der expandierende, auf „Lesestoff“ wartende Buchmarkt begünstigte dabei die Veröffentlichungen. Bei den männlichen Literaturgrößen der Zeit trafen die schreibenden Frauen jedoch auf wenig Gegenliebe. Schiller und Goethe äußerten sich abwertend, billigten ihnen zwar, wie Schiller, zu, dass sie „eine gewisse Schreibgeschicklichkeit sich zu verschaffen wissen, die der Kunst nahekommt“, hielten sie aber im Allgemeinen für dilettantisch. Besonders scharf ist das Urteil Jacob Grimms in seiner Kritik eines 1822 erschienenen Lexikons „Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts“, das 300 Autorinnen darstellt: 2. Undine So wie die Gestalt der Loreley ein Eigenleben erlangt hat, so auch Undine. Sie ist die Wasserfrau, die aus Liebe zu einem Menschen ihr Element verlässt, enttäuscht wird und schließlich wieder in das Wasser zurückkehren muss. Lesen Sie Undines Schicksal in dem romantischen Märchen „Undine“ (1811) von Friedrich de la Motte Fouqué und/oder Ingeborg Bachmanns Erzählung „Undine geht“ aus der Sammlung „Das dreißigste Jahr“ (1961). Gehen Sie bei Fouqué der Frage nach, wie die romantische Utopie einer harmonischen Vereinigung von Mensch und Natur, von Mann und Frau und der Versuch, Undine in die Welt der Menschen einzugliedern, an einer Gesellschaft scheitern, welche das/die „Andere“ als Bedrohung betrachtet. Lesen Sie, wie Bachmann in ihrem gerade sechsseitigen Text die Kommunikation zwischen Mann und Frau, die Probleme von Individualität und Anpassung, Gefühl und Verstand von einem weiblichen Standpunkt aus sieht. 3. Melusine, Nixen und andere Wassergeister Informieren Sie sich über den Stoff der schönen Melusine, die sich jeden Samstag in eine Fischfrau zurückver- wandeln muss. Gehen Sie auch den kulturgeschichtlichen und mythologischen Hintergründen der Nixen und Wassergeister nach! Suchen Sie nach österreichischen „Wassermannsagen“ und stellen Sie diese in der Klasse vor! Mögliche Informationsquellen: Elisabeth Frenzel: „Stoffe der Weltliteratur“ (1998) oder Kindlers Literatur­ lexikon, Stichwort Melusine. Als „Nixengedichte“ zum Vergleich und zur Interpretation bieten sich u. a. an: Goethe: „Der Fischer“, Eichendorff: „Der stille Grund“ und „Lockung“, Heine: „Die Nixen“, „Begegnung“ und „Prolog“, Mörike: „Zwei Liebchen“, G. Keller: „Winternacht“, Morgenstern: „Des Wasserfalls Nixe“. Eine „Nixenanthologie“ ist der ReclamBand „Undinenzauber. Von Nixen, Nymphen und anderen Wasserfrauen“ (2003). Warum schiene die Poesie etwas anderes, als ein Amt und Geschäft der Männer? Die ganze Geschichte lehrt es uns so. Durch öffentliches Vortreten und Lautwerden versehrt 1 das Weib seine angeborne Sitte und Würde. Wahre Dichtkunst lässt sich nicht abfinden, sie fordert nicht das Geringe, vielmehr das Hohe und Reine, sie fordert, dass der Dichter frei aus ungehemmter Brust singe. Wie kann eine Frau das Ereignis einer Liebe, eines Kusses vor aller Welt erzählen? […] Hrn. von Schindels Sammlung wird 2 4 6 8 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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