Literaturräume, Schulbuch

173 Der leseraum Die bedrohte und die „bedrohliche Frau“ – ein „intertextuelles“ Projekt Was ist „Intertextualität“? Literarische Texte sind nicht isoliert. Oft beziehen sich Texte auf andere Texte. Diesen Bezug nennt man Intertextualität. Ein solches Projekt wird Ihnen hier vorgeschlagen. Gehen Sie Frauenfiguren romantischer Texte nach, die auch in späteren Epochen lebendig geblieben sind. 1. Loreley Die Figur der blonden Loreley, welche die Männer und sich selbst ins Unglück stürzt, ist keine Sagenfigur, sondern die Erfindung Clemens Brentanos. In seinem Roman „Godwi“ (1801) taucht sie erstmals auf, seither hat die Figur immer wieder die Literatur fasziniert und ist zur Touristenattraktion geworden. Vergleichen Sie die Darstellung der Loreley über 180 Jahre hinweg in folgenden Gedichten: Clemens Brentano: „Lore Lay“ (1801) und „Zu Bacharach am Rheine“ (1810), Joseph von Eichendorff: „Waldgespräch“ (1812), Heinrich Heine: „Loreley“ (1823 – siehe auch S. 203), Erich Kästner: „Der Handstand auf der Loreley“ (1932), Rose Ausländer: „Lorelei“ (1982), Ulla Hahn: „Meine Loreley“ (um 1980), Cornelis Buddingh: „Die Toreloreliese“ (1984). Fächerübergreifend bietet sich die Lektüre des Gedichts „La Loreley“ (1902) von Guillaume Apollinaire an: „A Bacharach il y avait une sorcière blonde …“. Vergleichen Sie zu den Gedichten auch den Mythos von den „Sirenen“ im 12. Gesang der „Odyssee“ Homers ! Die Texte sind auch im Internet leicht auffindbar; geben Sie zum Beispiel in eine Suchmaschine „Kästner+Loreley“ ein. Gehen Sie der etymologischen Herkunft des Namens, den geographischen Grundlagen, der malerischen Gestaltung und der touristischen Nutzung rund um die Loreley nach, zum Beispiel unter den Adressen http://www.loreleytal.com/hansenorden/hansenblatt/1997nr50/loreley.htm und http://www.loreleytal.com/loreley/clemensbrentano/index.html. PROJEKT AUFGABEN Mit den folgenden Analysepunkten können Sie, eventuell in Gruppenarbeit, die Lektüre dieses spannenden Textes vertiefen: Historische Personen, Zeit, Ort: > Informieren Sie sich über folgende historische Personen, die in der Erzählung aufscheinen: Mademoiselle de Scudéry, Ludwig XIV., Madame de Maintenon, Madame de Montespan, Louise­ Françoise de La Vallière, Marc René d’Argenson, Jean Racine, Nicolas Boileau! Lokalisieren Sie in einem Plan von Paris/ParisUmgebung folgende Handlungsorte – in Hoffmanns Schreibweise: Straße St. Honoré, Grèveplatz (heute Place de l’Hôtel de Ville), Bastille, Hôtel Dieu, Saint Germain, Louvre, Pontneuf, Conciergerie, Trianon, Saint Eustache (die Straße Nicaise existiert heute nicht mehr)! Personen, Handlung: > Ordnen Sie die folgenden Figuren je nach ihren negativen oder positiven Handlungen und Charakter­ zügen entweder der „Nachtseite“ oder der „Tagseite“ eines fiktiven Personenverzeichnisses zu: Scuderi, Cardillac, Baptiste, Olivier Brusson, die Martinière, Marquise de Brinvillier, Godin de Sainte Croix, la Voisin, Exili! > Fassen Sie die Handlung rund um die Vorgeschichte Oliviers und die Vorgeschichte Cardillacs zusammen! > Beschreiben Sie die Untersuchungsmethoden der Polizei! > Inwiefern weiß das Lesepublikum am Ende der Erzählung mehr als die Pariser Öffentlichkeit? > Sprechen Sie darüber, weshalb man diese Erzählung in die „Schwarze Romantik“ einordnet! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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