Literaturräume, Schulbuch

172 DIe romantIk (1795–1835) 6 Künstlergeschichte, Kriminalgeschichte, Psychostudie E. T. A. Hoffmann: „Das Fräulein von Scuderi“ (1819) Eine Erfolgsgeschichte und ein Lektürevorschlag Das Buch verkauft sich bei seinem Erscheinen 1819 so gut, dass Hoffmanns Verleger dem Autor spontan zum Honorar zusätzlich 50 Flaschen Wein übersendet. Schillers Frau rühmt es als das „Beste, was ich von Hoffmann gelesen“ . Heute rangiert der Text alljährlich unter den zehn bestverkauften Titeln von Reclams Universalbib­ liothek. Paris, 1680 zur Zeit Ludwigs XIV.: Eine Serie von Giftmorden versetzt die Stadt in Angst. Mit geschickten Recherchen, vor allem aber mit Härte gelingt es der Polizei, die Täter auszuforschen. Öffentliche Hinrich- tungen im Zentrum verstärken die Abschreckung. Doch es gibt neue Verbrechen: Eine Gaunerbande schien es darauf angelegt zu haben, alle Juwelen in ihren Besitz zu bringen. Der reiche Schmuck, kaum gekauft, verschwand auf unbegreifliche Weise, mochte er verwahrt sein wie er wollte. Noch viel ärger war es aber, dass jeder, der es wagte, zur Abendzeit Juwelen bei sich zu tragen, auf offener Straße oder in finstern Gängen der Häuser beraubt, ja wohl gar ermordet wurde. Die mit dem Leben davongekommen, sagten aus, ein Faustschlag auf den Kopf habe sie wie ein Wetterstrahl niederge- stürzt, und aus der Betäubung erwacht, hätten sie sich beraubt, und am ganz andern Ort als da, wo sie der Schlag getroffen, wiedergefunden. Die Ermor- deten, wie sie beinahe jeden Morgen auf der Straße oder in den Häusern lagen, hatten alle dieselbe tödliche Wunde. Einen Dolchstich ins Herz, nach dem Urteil der Ärzte so schnell und sicher tötend, dass der Verwundete keines Lautes mächtig zu Boden sinken musste. Wer war an dem üppigen Hofe Ludwigs XIV., der nicht in einem geheimen Liebeshandel verstrickt, spät zur Geliebten schlich und manchmal ein reiches Geschenk bei sich trug? – Als stünden die Gauner mit Geistern im Bunde, wussten sie genau, wenn sich so etwas zutragen sollte. Oft erreichte der Unglückliche nicht das Haus, wo er Liebesglück zu genießen dachte, oft fiel er auf der Schwelle, ja vor dem Zimmer der Gelieb- ten, die mit Entsetzen den blutigen Leichnam fand. Vergebens ließ Argenson, der Polizeiminister, alles aufgreifen in Paris, was von dem Volk nur irgend verdächtig schien, […] vergebens wurden Wachen, Patrouillen verstärkt, die Spur der Täter war nicht zu finden. Nur die Vorsicht, sich bis an die Zähne zu bewaffnen und sich eine Leuchte vortragen zu lassen, half einigermaßen, und doch fanden sich Beispiele, dass der Diener mit Steinwürfen geängstet und der Herr in demselben Augenblick ermordet und beraubt wurde. Merkwürdigerweise war es, dass aller Nachforschungen auf allen Plätzen, wo Juwelenhan- del nur möglich war, unerachtet, nicht das mindeste von den geraubten Kleinodien zum Vorschein kam, und also auch hier keine Spur sich zeigte, die hätte verfolgt werden können. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 AUFGABEN > Schildern Sie Vergangenheit und Gegenwart des lyrischen Ich! Wofür stehen gerade in einer winterlichen Reise Lindenbaum und Brunnen? > Hören Sie sich die Vertonung der „Winterreise“ durch Schubert an. Versuchen Sie zu „hören“, wie Schubert die Stimmung des Textes in Musik überträgt. „Anleitungen“ zur Vertiefung Ihres Hörens kann Ihnen Ihr Musikprofessor/Ihre Musikprofessorin geben. Höranleitungen für einzelne Lieder des Zyklus finden Sie auch zum Beispiel unter http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/mus/22607.html oder http://www.koopiworld.de/pub/schubert.html. > Der sprachexperimentelle Dichter Oskar Pastior (1927–2006) hat in seinem Werk „Gimpelschneise in die Winterreise“ das Empfinden der Romantik in unsere Zeit zu übertragen versucht. Lesen Sie einen Auszug aus diesen verblüffenden Texten unter http://www.engeler.de/gimpel.html und vergleichen Sie diese Texte mit den im Internet zum Beispiel unter http://gutenberg.spiegel.de/autoren/muellerw.htm auffindbaren Gedichten Wilhelm Müllers. Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv

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