Literaturräume, Schulbuch
130 DIE „ WEIMARER KLASSIK“ 1786/1794 1805 UND DER „ GEIST DER GOETHEZEIT“ BIS 1832 I : Um Guts zu tun, braucht’s keiner Überlegung. […] T : […] Du bekennest selbst, Das heil’ge Bild der Göttin mir zu rauben. Glaubt ihr, ich sehe dies gelassen an? Der Grieche wendet oft sein lüstern Auge Den fernen Schätzen der Barbaren zu, Dem goldnen Felle, Pferden, schönen Töchtern […]. O : Das Bild, o König, soll uns nicht entzweien! Jetzt kennen wir den Irrtum, den ein Gott Wie einen Schleier um das Haupt uns legte, Da er den Weg hierher uns wandern hieß. Um Rat und um Befreiung bat ich ihn Von dem Geleit der Furien; er sprach: „Bringst du die Schwester, die an Tauris’ Ufer Im Heiligtume wider Willen bleibt, Nach Griechenland, so löset sich der Fluch. Wir legten’s von Apollens Schwester aus“ […]. I : (zu oas) Denk’ an dein Wort und lass durch diese Rede Aus einem graden treuen Munde dich Bewegen! Sieh uns an! du hast nicht oft Zu solcher edeln Tat Gelegenheit. Versagen kannst du’s nicht; gewähr’ es bald. T : So geht! I : Nicht so, mein König! Ohne Segen, In Widerwillen, scheid’ ich nicht von dir. Verbann’ uns nicht! […] O wende dich zu uns und gib Ein holdes Wort des Abschieds mir zurück! […] Leb’ wohl! und reiche mir Zum Pfand der alten Freundschaft deine Rechte. T : Lebt wohl! 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 2 Der gerührte und umerzogene Tyrann Friedrich Schiller: „Die Bürgschaft“ (1798) Die „Balladenjahre“ 1797 und 1798 widmen sich Goethe und Schiller intensiv einer Gattung, die bislang wenig literarisches Ansehen genoss, den Balladen. Sie dienen bei Goethe und Schiller meist zur Propagierung des klassischen Humanitäts- ideals, deshalb werden sie auch als „Ideenballaden“ bezeichnet. Gerade dem exzellenten Dramatiker Schiller kommt dieses Genre, das viele dramatische Elemente enthält, entgegen. Das Motiv des Freundschaftsbeweises Schiller nimmt in der Ballade „Die Bürgschaft“ das in der Antike beliebte Motiv des Freundschaftsbeweises auf und verbindet es mit dem Motiv des Tyrannenmords. Uneigennützige Freundschaft und deren Bewährung galt in der Klassik als eine der höchsten Tugenden. Insbesondere Schiller pflegte einen wahren Freundschaftskult. Die historische Grundlage der Ballade liefert Dionysos von Syrakus, der 404 v. Chr. als Alleinherrscher (= Tyrann) die Macht über das griechische Sizilien an sich gerissen hatte. Nur drei Tage braucht Schiller, um die Ballade zu schreiben. Hier der Beginn: Die Bürgschaft Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande; Ihn schlugen die Häscher in Bande. „Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!“ Entgegnet ihm nster der Wüterich. „Die Stadt vom Tyrannen befreien!“ „Das sollst du am Kreuze bereuen.“ „Ich bin“, spricht jener, „zu sterben bereit Und bitte nicht um mein Leben, Doch willst du Gnade mir geben, 2 4 6 8 10 AUFGABEN > Lokalisieren Sie den Schauplatz der „Iphigenie“ auf einer Karte, zum Beispiel auf http://plato-dialogues.org/tools/east − med.htm. > Gestalten Sie eine Zusammenfassung der „Tantalidenverbrechen“, nutzen Sie dafür Informationsquellen zu folgenden Personen: Tantalus, Pelops, Atreus, yestes, Agamemnon, Aigisthos, Klytämnestra, Orest, Elektra! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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