Literaturräume, Schulbuch
13 Der leseraum AUFGABEN > Fassen Sie die Informationen zusammen, die in den Versen 1 bis 6 gegeben werden. > Notieren Sie, welche Informationen Sie im gesamten Text bekommen über Fakten aus dem Leben Hilde brands und seinen Charakter! > Mit welchen Mitteln versucht Hildebrand den Kampf mit dem Sohn abzuwenden? An welcher Stelle sieht Hildebrand keine Möglichkeit mehr, den Kampf zu verhindern? > In alten Gesellschaften und Kulturen wurde der Zweikampf vor den Heeren immer wieder ausgefochten, um Menschenverluste gering zu halten, die sonst den Fortbestand ganzer Stämme oder kleiner (Stadt)staaten gefährdet hätten, oder um eine letzte Entscheidung herbeizuführen. Oft kämpften dabei nur die beiden Heerführer. Lesen Sie über zwei berühmte Zweikämpfe aus der antiken Literatur: David gegen Goliath im Alten Testament (1. Buch Samuel, 17. Kapitel) und Hektor gegen Achill aus der Ilias (22. Gesang). 2 Die Versuche, den Germanen das Christentum „auszudeutschen“ Der „Abrogans“ (aufgezeichnet um 790) Wie man den Germanen verständlich macht, was Sünde, Erbarmen, Gnade, Demut ist Die christliche Religion ist – wie etwa auch das Judentum oder der Islam – eine Buchreligion. Ihr Gehalt ist in der Bibel schriftlich fixiert und wird in Schriften interpretiert. Für den Klerus, der diese Religion verwaltet, sind des halb Schreib und Lesekenntnisse unverzichtbar. Den Missionaren geht es darum, den germanischen Stämmen rasch und effizient die christlichen Lehren nahezubringen. Diese Lehren liegen zwar schriftlich vor – aber meist in Latein. Die Texte müssen also übersetzt werden. Dabei entstehen oft Schwierigkeiten. Natürlich gibt es für lateinische Begriffe des täglichen Lebens meist entsprechende deutsche Begriffe, zum Beispiel für Körperteile, Verwandtschaftsbeziehungen, manche Gebrauchsgegenstände und Waffen. Christliche Begriffe jedoch, wie etwa Sünde, Gnade, Schuld, Vergebung, Barmherzigkeit, Demut, Erlösung stam men aus einem völlig anderen kulturellen Denkund Vorstellungsraum. Für sie gibt es im Deutschen daher auch keine Entsprechungen. Will man Inhalte des Christentums an die Germanen vermitteln, muss zunächst ein ent sprechender Wortschatz geschaffen werden. Als eine der ersten Gattungen deutscher Literatur entstehen daher so genannte Glossen, Einwortübersetzungen, die man mit heutigen Vokabelheften vergleichen könnte. Man kann sie gestalten als Kontextglossen im Textinneren, als Marginalglossen – Wiedergabe markierter Wörter am Textrand – oder als Interlinearglossen zwischen den Zeilen. So entstehen die ersten lateinischdeutschen Wörter bücher. Diese Glossenarbeit bildet die Basis für alle Übersetzungen christlicher und antiker Texte und damit für die kulturelle Umgestaltung der germanischen Welt. Allerdings sind diese Glossen, Wörterbücher, Interlinear versionen und Übersetzungen aus frühmittelalterlicher Zeit nicht für die Laien gedacht, denn diese können ja überhaupt nicht lesen. Sie werden von den Geistlichen, die sich um die Entwicklung eines kirchlich anwendbaren deutschen Wortschatzes bemühten, für Belehrung und Gottesdienstgebrauch verfasst. Das erste deutsche Buch deutscher Sprache Der „Abrogans“, benannt nach dem ersten Stichwort „abrogans“ = „demütig, bescheiden“, ist die erste Sammlung solcher Glossen und gleichzeitig das älteste erhaltene Buch in deutscher Sprache, geschrieben um 770. Meist wird dieses Werk dem aus der Gegend von Meran stammenden Geistlichen Arbeo († 783 oder 784) zugeschrie ben. Es enthält 3670 Wörter. Hier einige Beispiele: Abrogans dheomodi / humilis samftmoati / Abba faterlih / pater fater / […] egomet ihha / arcessire suohhan / aditus zoaganc / stimulus stechunga / pulchritudo liuplih / altus haoh / occultum tuncal […] Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv
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