Killinger Literaturkunde, Schulbuch
98 26 28 30 32 So liebt die Lerche Gesang und Luft, Und Morgenblumen Den Himmelsduft, Wie ich dich liebe Mit warmem Blut, Die du mir Jugend Und Freud’ und Mut 34 36 Zu neuen Liedern Und Tänzen gibst. Sei ewig glücklich, Wie du mich liebst. 1. Analysieren Sie das Gedicht Maifest nach folgenden Gesichtspunkten: • Stellen Sie dar, welche Wirkung durch die Strophenübergänge erzielt wird. • Illustrieren Sie, in welcher Beziehung Rhythmus und Inhalt stehen. • Erläutern Sie, durch welche rhetorischen Mittel der Ausdruck gesteigert wird. • Geben Sie Beispiele für auffällige Wortbildungen. Rhythmus und Versmaß Als Rhythmus bezeichnet man allgemein eine gleichmäßig gegliederte Bewegung, die ein Erwar- tungserlebnis auslöst: Man schwingt in den Rhythmus ein. Jede sprachliche Äußerung ist durch die Abfolge betonter und unbetonter Silben rhythmisch gegliedert (Sprachrhythmus). Im Vers sind die rhythmischen Eigenschaften der Sprache gesteigert, weil betonte und unbetonte Silben in regelmäßiger Anordnung einander folgen (Versrhythmus). Eine Abweichung von der Regel- mäßigkeit (Tonbeugung) ist meist beabsichtigt, damit die Sprachbewegung nicht monoton wird. Tonbeugung findet sich etwa in der ersten Strophe des Gedichts Maifest . Außerdem wird der Versrhythmus durch unterschiedlich stark betonte Hebungen und unterschiedlich schwach beton- te Senkungen lebendig. Auch Sprachtempo und Pausen beeinflussen den Rhythmus. Rhythmus erwächst aus der Spannung zwischen dem gewählten Versmaß und den gesprochenen Versen. Unter Versmaß oder Metrum versteht man das Schema als abstraktes Organisationsmuster des Verses. Dieses Versmaß sieht für Maifest so aus: ´ ´ ´ ´ Über die Vorgeschichte des folgenden Friederikenliedes berichtet Goethe Jahrzehnte später in Dich- tung und Wahrheit , seiner Autobiographie: Ich [...] eilte, was ich konnte, ein Pferd zu bestellen und mich sauber herauszuputzen [...] ich kam nicht so früh weg, als ich gehofft hatte. So stark ich auch ritt, über el mich doch die Nacht. Der Weg war nicht zu verfehlen, und der Mond beleuchtete mein leidenschaft- liches Unternehmen. Die Nacht war windig und schauerlich, ich sprengte zu, um nicht bis morgen früh auf ihren Anblick warten zu müssen (3. Teil, 11. Buch). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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