Killinger Literaturkunde, Schulbuch

68 Der Tod tritt hervor, Jedermann sinkt ins Grab. 5 GLAUBE: Nun hat er vollendet das Menschenlos, Tritt vor den Richter, nackt und bloß, Und seine Werke allein, Die werden ihm Beistand und Fürsprech sein. Heil ihm, mich dünkt, es ist an dem, Dass ich der Engel Stimmen vernehm, Wie sie in ihren himmlischen Reihn Die arme Seele lassen ein. ENGEL SINGEN. 13.Vergleichen Sie die beiden Werke hinsichtlich des Problems der Rechtfertigung des Menschen vor Gott: • Beschreiben Sie die unterschiedlichen Auffassungen. • Beurteilen Sie, ob solche Stücke, sprachlich modernisiert, heute Zuseher/innen betroffen machen könnten. Hoftheater und Volkstheater Das Barockdrama entwickelte sich parallel zur Oper, die ursprünglich in Italien entstanden war. Das Hoftheater und die Oper verlangten beide in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach einer riesigen, raffinierten Bühnen- maschinerie. Es ist uns heute kaum mehr vorstellbar, wel- che Effekte das barocke Ausstattungstheater zu erzielen vermochte. Der Jesuit Nikolaus Avancini (1611 – 1686) aus Südtirol zeigte auf einer wahren „Schau-Bühne“ den Sieg des Glaubens über den Unglauben, „Pietas victrix“ (= „siegreiche Frömmigkeit“), dargestellt am Kampf Kai- ser Konstantins, des ersten christlichen Kaisers, gegen den Heiden Maxentius. Unter anderem brachte das Stück ein Feuerwerk, bei dem Jupiters Tempel in Flammen aufgeht, ein Geisterballett und den in den Lüften sich abspielen- den Kampf eines Adlers gegen einen Drachen. Wenn Maxentius die Leichen haufenweise in den Tiber werfen lässt, steigen Rauch und Flammen auf, bis der Flussgott erscheint. Avancinis Stück wurde zum Teil gesprochen, zum Teil gesungen und getanzt. Es sollte – die prunkvol- len Aufbauten einbezogen – eine universale Demonstration der Kunst sein. Universal ist auch die Welt, die das barocke Monstertheater aufbietet. Erde, Himmel und Hölle sind die Schauplätze; Götter und Heroen der Antike erscheinen neben christlichen Heiligen und perso- nifizierten Tugenden; Feldherren und Staatsmänner der Antike treten neben dem gegenwärtigen Herrscher auf. In prunkvoll aufgebauten Riesenwagen fahren allegorische Figuren und mythologi- sche Gestalten in Prachtgewändern und echtem Schmuck. Die Aufführungen, die meist im Freien stattfanden und sich mitunter zu Festzügen gestalteten, begannen schon zu Mittag und dauerten Barocke Schaubühne Giovanni Paolo Pannini: Musikfest, gegeben vom Kardinal de La Rochefoucauld im Teatro Argentina in Rom am 15. Juli 1747 anlässlich der Vermählung des französischen Dauphins. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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