Killinger Literaturkunde, Schulbuch

44 In seinem Text Sendbrief vom Dolmetschen (1530) trifft Luther Kernaussagen zu seiner Überset- zungstechnik: 5 10 Ich hab mich des be issen im Dolmetschen, daß ich rein und klar Deutsch geben möchte. Und ist uns sehr oft begegnet, daß wir vierzehn Tage, drei, vier Wochen haben ein einziges Wort gesucht und gefragt, haben’s dennoch zuweilen nicht gefunden. [...] man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man soll Deutsch reden, [...] sondern man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und denselbigen auf das Maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetschen; da verstehen sie es denn und merken, daß man deutsch mit ihnen redet. [...] wer dolmetschen will, muss großen Vorrat von Worten haben, damit er die recht zur Hand haben kann, wenn eins nirgendwo klingen will. 2. Übertragen Sie diese Aussagen in heutiges Deutsch und beachten Sie dabei die Vorgangsweise, die Luther anspricht. Seite aus einer deutschen Ausgabe der Armenbibel aus 1462 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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