Killinger Literaturkunde, Schulbuch

418 2. Kreuzreim (abab) Schläft ein Lied in allen Dingen, a Die da träumen fort und fort. b Und die Welt hebt an zu singen, a Triffst du nur das Zauberwort. (Eichendorff) b 3. Umschließender (verschränkter) Reim (abba) Beœehl den letzten Früchten voll zu sein; a Gib ihnen noch zwei südlichere Tage, b Dränge sie zur Vollendung hin und jage b Die letzte Süße in den schweren Wein. (Rilke) a 4. Schweifreim (aabccb) Der Mond ist aufgegangen, a Die goldnen Sternlein prangen a Am Himmel hell und klar; b Der Wald steht schwarz und schweiget, c Und aus den Wiesen steiget c Der weiße Nebel wunderbar. (Claudius) b Strophenformen Die Liedstrophe umfasst meist Strophen mit vier kurzen Versen. Bei erzählenden Gedichten sind Strophen mit sechs und acht Zeilen häufig. Die Terzine ist eine italienische Strophenform mit drei Zeilen. Dante hat seine Göttliche Komödie in Terzinen abgefasst. Die Strophen sind durch den Reim verkettet: aba – bcb – cdc . . . (vgl. Seite 238). Ebenfalls aus Italien stammt die Stanze, eine achtzeilige Strophenform mit vorgeschriebener Reim- bindung (abababcc). Jeder Vers hat elf bzw. zehn Silben. 2 4 6 8 Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, a Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. b Versuch’ ich wohl, euch diesmal festzuhalten? a Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? b Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten, a Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt; b Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert c Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert. (Goethe) c Die Chevy-Chase-Strophe ist für die englische und schottische Ballade kennzeichnend. Seit der Mit- te des 18. Jahrhunderts wurde sie auch in deutschen Balladen verwendet (z. B. von Fontane). Sie besteht aus vier Kurzzeilen mit stumpfem Ausgang, von denen die Verse 1 und 3 vier Hebungen aufweisen, die Verse 2 und 4 nur drei Hebungen: Unterschiedlicher Strophenbau Nur zu Prüfzwecken – E gentum des Verlags öbv

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