Killinger Literaturkunde, Schulbuch

417 Stabreim findet sich im magisch-religiösen Bereich ( Merseburger Zaubersprüche , vgl. Seite 4f.) und in Kinderreimen. Im Barock und in der Romantik wurde die Alliteration als Klangfigur häufig einge- setzt. Komm, Kühle, komm, küsse den Kummer / Süß säuselnd von sinnender Stirn (Brentano) . Als Binnenreim bezeichnet man den Gleichklang des Versendes mit einem Wort im Versinnern: Denn beide bebten sie so sehr, Dass keine Hand die andre fand. (Hofmannsthal) Mittenreim liegt vor, wenn das letzte Wort eines Verses mit einem Wort im Inneren des vorangehen- den oder des folgenden Verses reimt: Leg deine Schatten auf die Sonnenuhren Und auf den Fluren lass die Winde los. (Rilke) Beim Schlagreim folgen die Reimwörter unmittelbar aufeinander: Quellende, schwellende Nacht (Hebbel) Der Endreim stammt aus der lateinischen Dichtung und wurde im Deutschen zum ersten Mal um 870 von dem Mönch Otfried von Weißenburg in seiner Evangelienharmonie verwendet (vgl. Seite 7f.). Er besteht aus dem Gleichklang zweier oder mehrerer an Versenden stehender Wörter vom letzten betonten Vokal an: w–ében m–úss bel–ében Schl–úss verg–ében Verdr–úss Einen nicht ganz vollständigen Gleichklang nennt man „unreinen Reim“: ziehen – blühen; Buch – Spruch. Meist wird ein bestimmtes Reimschema eingehalten. 1. Paarreim (aabbcc ...) Meine eingelegten Ruder triefen, a Tropfen fallen langsam in die Tiefen. a Nichts, das mich verdross! Nichts, das mich freute! b Niederrinnt ein schmerzenloses Heute! (C. F. Meyer) b f7uf3i ALLGEMEINE MERKMALE VON TEXTEN Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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