Killinger Literaturkunde, Schulbuch

411 Detektivroman, bei dem in der Regel nach dem Verbrechen der Hergang in einer oder in mehreren Rückblendungen aufgehellt wird. Die Vorausdeutung nimmt Kommendes vorweg. Meist sind es nur Andeutungen über den weiteren Verlauf. Es gibt einführende, eingeschobene und abschließende Vorausdeutungen. Die Letzteren weisen in eine nicht mehr erzählte Zukunft. Ein häufiges Springen von der chronologischen Abfolge zur Rückblendung und Vorausdeutung („stürzende Zeit“) erschwert das Verständnis mancher Romane. Das Zeitgerüst eines erzählenden Werkes gewährt Einblick in seinen Aufbau (seine Struktur). Die Sprache eines Textes kann nach folgenden Gesichtspunkten untersucht werden: – verwendete Sprachformen (Standardsprache, Umgangssprache, Mundart, Soziolekt, Jargon) – Stil, Stilfiguren – Bilder, Metaphern, Symbole, Chiffren – Satzbau (auffallend häufiger Einsatz von einfachen Sätzen, von Satzreihen, von Satzgefügen und Perioden) – Wortgut (Sinnbezirke, denen das leitmotivische Wortgut angehört, z. B. religiöses, wissenschaft- liches, militärisches, politisches, ökonomisches Vokabular) – besondere sprachliche Verfahrensweisen (Ironie, Satire, Parodie, Montage u. a.) DIE IM wERk DARgEsTELLTE wELT Zeit der Handlung Meist legt die Autorin oder der Autor das Geschehen in eine vergangene Zeit oder in die Gegenwart; manchmal spielt das Geschehen von der Erzählerin oder vom Erzähler aus gesehen in der Zukunft (z. B. Sciencefiction, Zukunftsromane). Es kann der Autorin oder dem Autor darum gehen, das Bild einer Epoche zu zeichnen (z. B. Grimmelshausen, Simplicissimus , vgl. Seite 56ff.). Es ist aber auch möglich, dass das Geschehen nur deshalb in eine vergangene Epoche verlegt wird, um aktuelle Zustände zur Sprache bringen zu können (z. B. Bertolt Brecht, Mutter Courage und ihre Kinder , vgl. Seite 277ff.). Manche Autorinnen und Autoren geben ein historisch recht getreues Bild wieder (z. B. Stefan Zweig, Maria Stuart ), andere verändern die geschichtlichen Ereignisse, um ihre Ideen besser darstellen zu können (Schillers Jungfrau von Orleans fällt in der Schlacht, die historische Jeanne d’Arc wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt). Raum Die Wahl und die Darstellung des Raumes sind nicht zufällig oder durch das Geschehen erzwungen. Mit der Schilderung eines Innenraumes, einer Landschaft wird immer auch die Figur oder die Situ- ation charakterisiert, und zwar nicht nur in der Lyrik, sondern ebenso in einem Drama oder einem epischen Werk. Die Kammer der Jungfer Züs Bünzlin in Gottfried Kellers Die drei gerechten Kamm- macher (vgl. Seite 216f.) z. B. ist ein Spiegelbild des Menschen, der darin wohnt. Häufig vollzieht sich unheimliches, schicksalhaftes Geschehen in einer unheimlichen Landschaft, etwa der Tod des kleinen Tobias ( Bahnwärter Thiel ) auf den Schienen im Kiefernwald, den Gerhart Hauptmann in das Rot der untergehenden Sonne taucht: Sprachliche Kriterien Geschichtlichkeit des dargestellten Geschehens Raum als Hinweis und Zeichen 6z5i39 ALLGEMEINE MERKMALE VON TEXTEN Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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