Killinger Literaturkunde, Schulbuch

406 Die Kalkulation der Verlage muss Folgendes beachten: Je höher die hergestellte Stückzahl (Aufla- ge), desto niedriger der Preis der Herstellung, desto größer aber auch das Risiko, einen Teil nicht zu verkaufen und keinen Gewinn oder gar einen Verlust zu erwirtschaften. Der Verkaufspreis eines Buches hängt nämlich nicht nur von der Ausstattung, sondern in hohem Maße auch von der Höhe der Auflage ab. Eine grobe Kalkulation sieht etwa so aus: Autorenhonorar 10 % Verlagskosten (Werbung, Gemeinkosten, z. B. Personal, Miete) 15 % Herstellung (Satz, Druck, Papier, Illustration, Binderei) 18 % Buchhandel (Großverteiler, Sortiment) 55 % Verlagsgewinn 2 % 100 % Erzählende Literatur hat eine durchschnittliche Auflage von 3.000 Stück, Lyrik nur etwa ein Drittel davon. Anhand der Kalkulation kann man ein einfaches Rechenexempel anstellen: Ein Roman kostet zum Beispiel 20 Euro. Das Autorenhonorar macht 2 Euro aus. Für 3.000 Exemplare erhält die Autorin bzw. der Autor demnach 6.000 Euro. Nehmen wir an, die 3.000 Exemplare werden in einem Jahr verkauft, so kommt die Autorin bzw. der Autor im Monat auf 500 Euro, die jedoch zu versteuern sind. Daraus sieht man, dass die allermeisten „freien Schriftsteller/innen“ nicht oder nur schlecht von ihrer Arbeit leben können. Entweder sie müssen viele und gut gehende Titel im Rennen haben, oder sie sind auf einen anderen Beruf und Förderungen angewiesen. Gefördert werden jüngere, vielversprechende Autorinnen und Autoren durch Stipendien und Preise. Der höchste österreichi- sche Preis ist der Staatspreis, der einmal im Jahr vergeben wird. Besonderes Ansehen genießen der Ingeborg-Bachmann-Preis, der im Rahmen der Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt verliehen wird, der Büchner-Preis (Deutschland) und der Nobelpreis 1 (Schweden), der aus den Zinsen der Nobelstiftung finanziert wird und daher in der Höhe schwankt. Der Absatz von Büchern wird durch Marketing des Verlages gefördert. Ein Bestseller ist in der Regel Ergebnis einer Verlagsstrategie und einer Reihe von Aktivitäten: Ein aussichtsreicher Titel (meist aus der Unterhaltungsliteratur, aber auch ein vielversprechendes Sachbuch) wird mit einer hohen Star- tauflage (etwa 30.000 Exemplare) und entsprechend günstigem Preis auf den Markt geworfen. Dem Buchhandel wird ein höherer Rabatt eingeräumt und Werbematerial geliefert, damit er ein eigenes Schaufenster gestaltet. Zeitungen und Zeitschriften erhalten Freiexemplare zur Besprechung in ihrer Spalte „Buchkritik“. Es werden Bestsellerlisten veröffentlicht, die das Ergebnis von Umfragen im Buchhandel sind. Mitunter handelt es sich um Wunschlisten, die den Verkauf fördern sollen. Es gibt eine namhafte Zahl von Leserinnen und Lesern, die Bücher kaufen und lesen wollen, die gerade im Gespräch sind und von denen angenommen wird, dass man sie gelesen haben muss. Bestseller werden häufig auf Buchmessen mit dem entsprechenden Medienrummel vorgestellt. Die größte Buchmesse findet jährlich im Herbst in Frankfurt am Main statt. Etwa 8.400 Aussteller/innen aus aller Welt präsentieren etwa 100.000 Neuerscheinungen. Die Verleger/innen verhandeln über Lizenzen, Taschenbuchausgaben und Übersetzungen. Buchmessen gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Damals hat man sich einmal im Jahr mit Büchern eingedeckt, denn es gab noch keine Buchhand- lungen. Ab dem 17. Jahrhundert gewann Leipzig neben Frankfurt als Messestadt immer größere Bedeutung. In Österreich veranstalten Verlage und Buchhändler/innen jeden Herbst Buchausstel- lungen in den Bundesländern. Buchmessen sind begleitet von Autorenlesungen und Signierstunden. Bestseller-Strategie Das Buch als Event 1 Der schwedische Chemiker Alfred Nobel, 1833 – 1896, hat u. a. das Dynamit erfunden und sein riesiges Vermögen einer Stiftung hinterlassen, die alljährlich fünf Preise vergibt, nämlich für besondere Leistungen auf den Gebieten der Physik, Chemie, Medizin und Literatur sowie für die Förderung des Friedens. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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