Killinger Literaturkunde, Schulbuch

405 indem die Links in beliebiger Reihenfolge – je nach Interesse – angeklickt werden und damit jeweils eine neue Abfolge und eine andere Gewichtung der Inhalte entstehen. Der Hypertext-Roman wird damit von der Rezipientin oder vom Rezipienten mitkreiert, da sie bzw. er erst die individuelle End- fassung erstellt. Die Literaturproduktion selbst verlagert sich auch zum Teil ins Internet. Es werden Texte von ver- schiedenen Autorinnen und Autoren kollaborativ im Netz erstellt, die Leser/innen können oft selbst mitmachen, kommentieren, ergänzen. Die Entstehung eines Werkes kann in Echtzeit mitverfolgt werden. Der Ausgangspunkt ist oft der Zugang über tagebuchähnliche Eintragungen in Weblogs. Da die Publikation unmittelbar erfolgt, sind diese Texte wesentlich spontaner, aber auch unstruktu- rierter und informeller. Gerade die weitgehend offene Form des Internets ermöglicht es, all diese Techniken auch gemein- sam zu verwenden und damit immer wieder neue Formen zu schaffen, die der Literatur als Vermitt- lungsschiene dienen. Das Urheberrecht besteht nach wie vor, allerdings haben sich im Zuge der Ausweitung der techni- schen Möglichkeiten neue Urheberrechtsmodelle entwickelt, wie beispielsweise Creative Commons. Dabei handelt es sich um Lizenzen, welche die Weiterverwendung von Inhalten unter bestimmten Bedingungen legal ermöglichen. BucHMARkT Es gibt in Österreich ungefähr 500 Verlage, von denen jedoch nur etwa 130 literarische Titel produ- zieren. Jeder Verlag hat sein „Profil“, d. h., er ist auf die Publikation bestimmter Druck-Erzeugnisse spezialisiert: auf moderne Literatur, Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher, Schulbücher, wissen- schaftliche Bücher, Zeitschriften u. a. Manche Verlage stellen einen riesigen Multimediakonzern mit eigener Buchgemeinschaft und der Erzeugung verschiedenartiger Ton- und Bildträger dar (z. B. Bertelsmann in Gütersloh, Deutschland), andere Verlage sind Ein-Personen-Unternehmen. Ein Verlag ist ein Wirtschaftsunternehmen für die Produktion und die Vermarktung von Büchern und anderen Medien. Die Inhalte werden von Autorinnen und Autoren erstellt. Die tatsächliche Produktion der Bücher und Medien erfolgt in Druckereien, Buchbindereien und anderen Betrieben, die vom Verlag dazu beauftragt werden. Das finanzielle Risiko trägt der Verlag. Die meisten Verlage teilen die Arbeit in Lektorat, Herstellung und Vertrieb. Die Rollenverteilung im traditionellen Buchmarkt: AUTOR/IN VERLAG VERTEILER Manuskript (auf Papier oder digital) Lektorat Herstellung Vertrieb Buchhandlung Buchgemeinschaft Online-Handel Bibliothek Eigenvertrieb (z. B. Internet) Das Lektorat sucht Manuskripte und stellt die Verbindung zwischen Autor/in und Verlag her. Lek- tor/in und Verleger/in haben bei der Auswahl der Manuskripte die Verkaufschancen der „Ware Buch“ im Auge. Es gibt aber auch die so genannte Mischkalkulation: Ein für wichtig und wertvoll gehaltenes Buch wird selbst dann hergestellt, wenn der Absatz gering veranschlagt wird; die Kosten werden von den besonders gut verkauften Büchern mitgetragen. Mitunter gibt es auch Zuschüsse von verschiedenen Einrichtungen, Vereinen und von öffentlichen Förderstellen. Neue Produktions- strukturen Urheberrecht Funktionen im Verlagswesen Das Buch als Ware aa354u VERMITTLUNG UND VERMARKTUNG VON LITERATUR Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=