Killinger Literaturkunde, Schulbuch

404 Mit der Popularisierung des Internets und den damit verbundenen Möglichkeiten des einfachen Zugangs und der weltweiten Verbreitung hat sich auch der Fokus der Buchproduktion in diese Rich- tung verlagert. Einerseits kaufen viele heutzutage traditionelle Bücher über Online-Shops, anderer- seits hat die Entwicklung des E-Books und seine Verbreitung über das Internet den Zugang zu neuen Leserschichten eröffnet, die diese Werke am Computer, mit Apps auf diversen mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets oder mit Hilfe von speziellen Lesegeräten, so genannten eBook Rea- dern, konsumieren. Im Gegensatz zu Computern oder Tablets, die mit einem hintergrundbeleuchte- ten Bildschirm ausgestattet sind, basieren viele eBook Reader auf der ePaper-Technologie. Mit dieser wird versucht, das Aussehen von Tinte auf Papier nachzubilden. Durch die statische Anzeige weisen ePaper-Displays kein Flimmern auf, zudem ist der Text sowohl bei normalem Raumlicht als auch in hellem Sonnenschein lesbar. E-Books stellen meist auch eine Lesezeichenfunktion, eine Kommentarmöglichkeit und ein Wörterbuch zur Verfügung und erleichtern da- mit den persönlichen Zugang zu einem Werk. Die Entwicklung der Musikkassette seit den 1960-er und der CD seit den 1980-er Jahren führte zur weiten Verbreitung von Hörbüchern, die heute zum Teil direkt aus dem Internet geladen und am Computer oder mit Hilfe von MP3-Playern gehört werden können. Das Internet bietet für jeden, der es sich zutraut, eine relativ günstige Möglichkeit, eigene Werke zu publizie- ren, ohne die Hilfe eines Verlags in Anspruch nehmen zu müssen, was dazu führte, dass auch renommierte Autorinnen und Autoren mittlerweile ihre Werke aus- schließlich im Internet anbieten. So erschien der Roman Neid 2008 lediglich auf Elfriede Jelineks Website im In- ternet, von wo er kostenlos abgerufen werden kann. Auf der anderen Seite strömen Autorinnen und Au- toren, die auf herkömmliche Art und Weise nie die Gelegenheit gehabt hätten, ein eigenes Buch auf den Markt zu bringen, mit ihren eBooks in die virtuellen Buchgeschäfte. Aus manchen Hobby-Schriftsteller/in- nen werden so Bestsellerautorinnen bzw. -autoren, die ihre Unterhaltungsliteratur dank des Internets ohne jegliches finanzielles Risiko weltweit vermarkten können. Sie können auf Grund der hohen Verkaufszahlen davon leben, dass ihre Werke um 99 Cent verkauft werden. Damit verbunden ist eine Diversifikation in der Qualität der kommerziell angebotenen Texte. Früher konnte man noch davon ausgehen, dass ein von einem Verlag herausgebrachtes Buch zwar mög- licherweise umstritten hinsichtlich seines Inhalts war, aber durch die mit der Buchproduktion ver- bundenen Arbeitsschritte und Feedbackprozesse zumindest sorgfältig erstellt wurde. Angesichts der Entwicklungen im eBook-Bereich müssen sich Leser/innen heutzutage darauf einstellen, den Inhalt von elektronischen Büchern im gleichen Maß kritisch zu hinterfragen und sorgfältig auf die Verläss- lichkeit der Quelle zu achten wie bei allen anderen Inhalten, die im Internet veröffentlicht werden. Eine besondere Form der digitalen Literatur sind Hypertext-Formate, die den Leserinnen und Lesern einen vielfachen Zugang ermöglichen. Dabei handelt es sich um Webseiten, die mit Links versehen sind, die zu anderen Inhalten führen. Durch Vernetzung einzelner Seiten werden Textelemente mit- einander verknüpft, Beziehungen hergestellt, die über den eindimensionalen Zugang des traditionel- len Buches hinausgehen. Die Leser/innen konstruieren sich damit ihr jeweiliges Leseerlebnis selbst, Internet Hörbuch Werke im Netz Hypertext I-Pad-Präsentation auf der Frankfurter Buchmesse 2011 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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